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Geschichte der Urner Einwohnergemeinden

Flüelen
 

Der Ort Flüelen entwickelte sich zunächst aus einer Fährstelle, die im Dienste der Fraumünsterabtei stand. Von hier aus wurden die Urner Zinserträgnisse nach Brunnen geführt. Früh dürfte sich auf diesen Fähren auch der Personenverkehr zwischen Flüelen und Brunnen abgewickelt haben. Mit dem Aufschwung Luzerns und der Erschliessung des Gotthards für den Warenverkehr (um 1200) erhielt Flüelen als Warenumschlagstätte die Bedeutung einer Hauptstation der Gotthardroute. Der Hafenort war Sitz des Reichszolls, dessen Hoheitsrechte und Einnahmequellen einen wesentlichen Faktor im Ringen um die Wahrung der Unabhängigkeit des Landes Uri und die Entstehung der Eidgenossenschaft bildeten. Durch seine wichtige Stellung im Gotthard-Warenverkehr stand Flüelen, obwohl noch an Altdorf gebunden, auch im Zentrum von Regelungen, die Schiffahrt und Handelsverkehr betrafen. 1541 wurde ein schriftliches Dorfrecht ausgearbeitet. Ein Jahr später ist die Institution der Feuerbeschauer überliefert. Bemerkenswert früh, schon 1562, tritt ein Schulmeister auf. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde Flüelens Stellung als Lagerplatz von Gütern durch den Bau einer Sust in Altdorf geschwächt. Bedingt durch die günstige Verkehrslage sowie durch das vorstadtähnliche Verhältnis zu Altdorf, entwickelten sich in Flüelen Spezialgewerbe. Schon für die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts sind Bäcker, Schuhmacher, Gerber, Tischmacher, Schlosser belegt 1560 beginnt die Ziegelproduktion, 1588 die Hafnerei. In der ersten Hälfte des 17. Jh. wurde eine Papiermühle betrieben, in der zweiten Jahrhunderthälfte waren hier Kunstmaler ansässig. Nach der Abkurung von Altdorf, 1665, und der Erlangung des Status einer eigenständigen Kirchgemeinde, wurde 1685 die Grenze zwischen Altdorf und dem neuen Dorf Flüelen ausgemarcht. Im 18. und früheren 19. Jh. traf die Gemeinde verschiedentlich Nutzungsordnungen für die Alpgebiete Frantzen und Lauwithal und - gemeinsam mit Bürglen und Altdorf - für den Gruonwaldbereich. Bereits im 18.Jahrhundert wurde ein Nachtwächter beschäftigt. In seiner seenahen Lage wurde Flüelen stets wieder von Wasserkatastrophen heimgesucht (1720, 1762, 1817, 1888, 1910 und 1987). In der Franzosenzeit haben Flüelens Bewohner mehrere Tausend Soldaten zu beherbergen und zu verköstigen. Durch die Fahrbarmachung der Gotthardstrasse und die darauf folgende Zunahme des Reise- und Warenverkehrs erlebte Flüelen nach 1830 eine neue, allerdings kurze Blüte. Es entstanden Niederlassungen internationaler Speditionsfirmen. Der 1837 einsetzende Dampfschiffverkehr schmälerte die Verdienstmöglichkeiten der einheimischen Schiffsleute. Deren Privilegien und die Funktion als Zollstätte fielen mit der neuen Bundesverfassung von 1848 dahin. Auch der Funktion Flüelens als Zollstätte setzte diese ein Ende. Mit der Erstellung der Axenstrasse entwickelte sich ab 1865 der Fremdenverkehr. 1882 schnitt die Eisenbahn den Ort von seinen Ufern ab und nahm Flüelen vollends seine Bedeutung als Warenumschlagplatz im internationalen Fernverkehr. Dafür wurde die Entstehung kleinerer und mittlerer Industriebetriebe begünstigt. Mit dem Auto wurden die Touristen wegen der Staubplage von der Axenstrasse vertrieben. Der ständig zunehmende Verkehr führte durch das Dorf Flüelen. In den 1960er-Jahren wurde ein Teil des Dorfes umfahren. Eine Verkehrsentlastung für das ganze Gemeindegebiet brachte jedoch erst der 2005 eröffnete Umfahrungstunnel. Das Gemeindegebiet von Flüelen umfasste früher zwei Siedlungen: Gruonen und Flüelen. Gruonen dürfte die ältere Siedlung sein. Sie war auch die ungleich ausgedehntere; ihr gehörte das Gemeindegebiet von der Sisikoner Grenze bis und mit Gruonbühl an (heutiges Ausserdorf). Die Besiedlung bestand ursprünglich aus grossen Einzelgehöften. 1284 wurde Gruonen mit Flüelen ebenbürtig genannt, sank dann jedoch seit dem 14.ahrhundert einerseits durch den starken Aufschwung des Verkehrs in Flüelen, anderseits wohl auch durch Gruonbachverheerungen, in seiner Bedeutung zurück. Auch im Dorfbereich von Flüelen bestanden zunächst grössere Einzelhofstätten der Fraumünsterabtei. Eine eigentliche Dorfbildung mit kleiner Parzellierung setzte schon früh ein. Es wurden künstlich, wasserführende Gräben angelegt (untere und obere Bachthale). In ihrer Ausrichtung auf die Gotthardroute formierte sich die Siedlung als Strassendorf. Einzig bei der Kapelle, am Hafen und bei der Sust ergab sich eine Platzbildung. Wohl im früheren 13. Jahrhundert wurde am Rande dieses dörflichen Komplexes entstand ein von Gräben umgebener, befestigter Wehrturm von grosser Mauerstärke. In seiner Situierung war er nicht zum Schutz der Siedlung, sondern auf den Beginn der Gotthardstrasse angelegt. Im Zusammenhang mit diesem Feudalsitz entstand wohl am oberen Seeende eine grosse Hafenanlage. Gegen 1500 erfolgt eine Siedlungserweiterung längs der Gotthardstrasse. An der «rechten Landstrasse» bestand ein dichter Saum von Häusern. Der oberste der drei Dorfbrunnen befand sich schon damals in dieser Dorfpartie. Damit erstreckte sich die Siedlung vom Fuss des Gruonbühls bis zum Goetschwilerweg und hatte so schon annähernd die heutigen Ausmasse erreicht. Um die Mitte des 16.Jahrhunderts entstanden Steinbauten. Mit dem Neubau der Kirche, 1664, entstand ein neuer, stark dem See zugewandter Siedlungsteil (Pfarrhaus, Spital, Gaststätten). Bei einem Brand im Oberdorf wurden 1789 sieben Häuser und mehrere Ställe zerstört. Im 19.Jahrhundert wurde, im Zusammenhang mit dem Ausbau der Gotthardstrasse seit 1826, die Pflästerung erneuert. Grosse Veränderungen vollzogen sich dann im dörflichen Erscheinungsbild, besonders in der Uferpartie, zunächst als Folge der Einführung des Dampfschiffverkehrs. 1848/52 wurde vor der Kirche eine Seeaufschüttung getätigt, diesmal zur Gewinnung eines Holzplatzes für die Postdampfschiffe. 1855 wurde die untere Bucht zur Gewinnung eines Holzlagerplatzes grossenteils aufgeschüttet. Gleichzeitig wurde ein Haken (Damm) beim inneren Hafnerhaus erstellt, um die Schutzhafenfunktion dieses Bereichs zu gewährleisten. 1857 wurde der Ochsengarten an der Schifflände mit Rücksicht auf den Fremdenverkehr aufgehoben. Es entstand ein grosser freier Platz vor den Gasthäusern. 1858/60 Errichtung eines Postgebäudes vor der westlichen Kirchenfront (an Beinhaus angebaut). 1862 Neuerstellung der oberen (Knörrschen) Ländebrücke. Weitere Veränderungen ergaben sich 1863/65 durch den Bau der Axenstrasse (Wegsprengung der Felsennase am See beim Gruonbühl). Im Zusammenhang mit dem Bahnbau kam es 1879 zum Bau neuer Landebrücken beim ehemaligen Holzplatz der Schiffahrtsgesellschaft und eines neuen Hafenbeckens mit halbkreisförmiger innerer Begrenzung (noch bestehend). Der gesamte alte Uferverlauf mit den historischen Hafenbecken verschwand 1880/82 unter den Aufschüttungen der geradlinig geführten Dammanlage für die Eisenbahn. 1857 standen in Flüelen im engen Dorfbereich 56 Häuser, darunter 14 Wirtshäuser, zudem 14 grössere Pferdeställe und 30 Häuser ausserhalb des Dorfes. Gefördert durch den Dampfschiffverkehr und den Wagenverkehr auf der 1865 neueröffneten Axenstrasse, die erstmals eine befahrbare Landverbindung nach Norden schaffte, setzte eine rege Bautätigkeit ein. Es waren vor allem Hotelbauten, die nun das Dorfbild prägten. Längs der Axenstrasse folgte nun auch die Besiedlung des Ausserdorfes mit Einzelwohnhäusern, die zu Beginn des 19.Jh. mit Garten- und vereinzelten Bauplatzverleihungen auf Allmend im Winkel ihren Anfang genommen hatte. Diese Entwicklung verstärkte sich durch die von den Schweizerischen Bundesbahnen 1884/86 durchgeführten Stufenverbauungen des Gruonbachs und der um 1910 einsetzenden Gesamtsanierung des Gruonbachgebiets. Auch im alten Dorf vollzog sich ein intensiver baulicher Wechsel, zahlreiche Holzhäuser wurden durch Steinbauten ersetzt und vermehrt in geschlossenen Reihen angeordnet. Auch die Neubauten richteten sich, wie ihre Vorgänger, mit der Giebelseite der Strasse zu, Ausnahmen bildeten Gasthofbauten mit langem Strassenanstoss. Im 20. Jh. erweiterte sich das engere Dorf durch Häuser am Hang. Am oberen Seeufer, jenseits des Bahnhofs, entstand um die ehemalige Ziegelhütte ein Industriegebiet. Das Ausserdorf wurde insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jh. unter Anlegung neuer Strassen mit eigentlichen Einfamilienhausquartieren in Seesichtlage erweitert, was wiederum den Vorortcharakter Flüelens unterstrich. Literatur: Gasser Helmi; Kunstdenkmäler, Bd II, S. 61 ff. Schon 1374 ist eine Mehrzahl von Wirten belegt. Neben den renommierten Gasthöfen im Schiffländebereich sind wohl am Anfang der Gotthardstrasse schon früh Gasthäuser und Wirtsstuben gestanden. 1853 hatte Flüelen 11 Wirtschaften. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entstehen einige markante Hotelbauten, grösserenteils durch die Initiative des Flüelers Michael Echser.

 
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 14.9.2014