Regeln alter Schweizer Spiele
Schiäber
Der Schieber («Schiäber») ist die in der Schweiz und in Uri die am weitesten verbreitete Jass-Variante. Gespielt wird er mit einem Jasskartenset (36 Karten, deutsches Blatt). Am Spiel beteiligen sich vier Spielerinnen oder Spieler, die in zwei festen Teams zusammenspielen. Die sich schräg gegenüber sitzenden Spieler bilden ein Team.
Das Ziel des Spiels ist es, durch das Ausspielen von Karten möglichst viele Punkte zu sammeln. Eine Runde wird «Stich» genannt. Gewinner ist das Team, das am Ende eines vereinbarten Spielziels (in der Regel 2’000 Punkte) die meisten Punkte erreicht.
Der Name «Schieber» kommt daher, dass die Spielerin oder der Spieler, der den Trumpf bestimmen muss, dieses Recht auch an seiner Partnerin oder seinen Partner «schieben» kann.
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SPIELREGELN
Karten und Werte
Es wird mit 36 Karten gespielt (Ass, König, Ober, Under, Banner, 9, 8, 7, 6). Die Farben sind «Schallä», «Schiltä», «Roosä» und «Eichlä».
Die Kartenwerte unterscheiden sich je nach Trumpf oder Nicht-Trumpf:
Im Trumpf: Der «Püür» (Under) ist die stärkste Karte, danach kommt das «Näll» (9).
Ohne Trumpf: Die Rangfolge beim «Obä-n-appä» ist Ass > König > Ober > Under > Banner > 9 > 8 > 7 > 6; beim «Unnä-üfä» besteht die umgekehrte Rangfolge.
Die Punktwerte betragen:
Ass = 11; König = 4; Ober = 3; Under 2; Banner 10.
Beim Trumpf zählt der «Püür» 20 und das «Näll» 14. Punkte.
Beim «Obä» und «Unnä» zählt die Karte 8 ebenso viele Punkte.
Der letzte Stich gibt 5 Punkte.
Total: 157 Punkte; ein «Matsch» ergibt 257 Punkte.
Doppelte Punkte: Beim Trumpf mit «Schallä» und «Schiltä» sowie beim «Obä» und «Unnä» zählen die Punkte doppelt, der «Matsch» somit 514 Punkte.
Beim «Hindersi», wenn das ansagende Team keinen Stich macht, zählen die Matchpunkte doppelt, also 514 (einfach) und 1028 doppelt.
Ablauf einer Runde
Austeilen: Jeder Spieler erhält 9 Karten.
Trumpfansage: Der erste Spieler rechts vom Geber bestimmt den Trumpf oder «schiebt» (dann muss der Partner entscheiden). Es muss jedoch dabei der Schiebende ausgeben.
Der Spieler rechts vom Geber spielt die erste Karte. Die Mitspieler müssen, wenn möglich, dieselbe Farbe bedienen. Ausgenommen ist ein Trumpf, der immer gespielt werden darf. Es darf jedoch nicht untertrumpft werden. Kann ein Spieler die Farbe nicht bedienen, darf er eine andere Karte legen. Der höchste Trumpf oder die höchste Karte in der ausgespielten Farbe gewinnt den Stich. Der Gewinner eines Stiches spielt die nächste Karte aus.
Wertung
Wenn alle Karten gespielt sind (9 Stiche) werden die Punkte gezählt: Kartenpunkte und letzter Stich.
Ein Team sammelt so laufend Punkte bis zum vereinbarten Ziel (in der Regel 2’000). Sieger ist das Team, das als Erstes das Ziel erreicht, sich «bedanken» kann.
Es werden um folgende Geldwerte gespielt: einfacher «Matsch» = 20 Rappen; doppelter «Matsch» = 40 Rappen; der «Bärger» (1'200 Punkte) ergibt 50 Rappen und der Sieg 1 Franken. Die Beträge können auch erhöht werden.
Varianten
6er zählt 11 Punkte
Beim «Unnä» zählt die 6 anstelle des Ass 11 Punkte. Nach dieser Regel wurde in der Fernsehsendung «Stöck – Wyss – Stich» mit Moderator Kurt Felix gespielt (Erstausstrahlung 1. August 1967). Damit wurde dem Jass einen Reiz genommen, indem die höchste Karte auch den höchsten Wert erhielt und den Unterschied von «Obä» und «Unnä» plafonierte. Allein der Titel der Fernsehsendung entsprach nicht den Urner Verhältnissen, denn in Uri wird beim Jassen in der Regel nicht gewiesen (Kartenverrat). Seit 1972 heisst die Fernsehsendung «Samschtig-Jass».
«Dr Chnächt» (5 Personen)
Wenn man bei einer Jassrunde zu fünft ist und trotzdem den Schieber jassen möchte, stellt sich eine Person als «Chnächt» zur Verfügung. Dieser spielt immer als Letzter Stelle mit der ansagenden Partei. Es spielen in dieser Runde somit 3 gegen 2. Da eine Karte überzählig (35) ist, wird eine Karte für das ganze Spiel aus dem «Ris» genommen.
«Doppelris» (6 Personen)
Wenn man bei einer Jassrunde zu sechst ist und trotzdem den Schieber jassen möchte, spielt man mit zwei Jasskartensets («Doppelris»). Die Karten 6 – 8 werden aus dem Spiel genommen. Es wird mit zwei Teams à drei Personen gespielt. Bei zwei gleichen Karten, sticht immer die später gespielte.
«Belmité-Regel» (4 Personen)
Alle Karten zählen einheitlich 4 Punkte. Das letzte Spiel ergibt zusätzlich 13 Punkte. Diese Regel hat sich allerdings nicht durchgesetzt und wurde lediglich einmal, am 24. April 2024, im Belmité in Altdorf gespielt.
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FRREIZEITSPIELE
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