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Porträts von Personen des Eisenbahnwesens



Escher Alfred

20.02.1819 - 06.12.1882
Zürich
Beruf: Jurist, Unternehmer

Geboren 1819 in Zürich. Sohn des Heinrich und der Auguste Uebel. Nach Privatunterricht und dem Obergymnasium absolvierte er ein Rechtsstudium in Zürich.
Als radikaler und später liberaler Politiker erlangte er im Kanton Zürich früh eine einflussreiche Stellung; er war Mitglied und Präsident des Kantonsrats; 1848-55 Regierungsrat; von 1848 bis zu seinem Tod war er Mitglied des Nationalrats. Er hatte massgeblichen Anteil an der Gründung des 1855 eröffneten Eidgenössischen Polytechnikums in Zürich (heute ETH). Eschers wichtigstes Tätigkeitsfeld wurde der Eisenbahnbau. Ab 1852 lobbyierte er im Nationalrat für den Privatbau. 1853 gehörte er zu den Gründern der Schweizischen Nordostbahn (NOB). Um die für den Eisenbahnbau benötigten grossen Finanzmittel unabhängig von ausländischen Einfluss zu organisieren, gründete er mit Gleichgesinnten 1856 die Schweizerische Kreditanstalt (SKA, heute Credit Suisse). Ab den 1860er Jahren engagierte er sich für den Bau der Gotthardbahn. 1871 entstand die Gotthardbahn-Gesellschaft mit Escher als Direktionspräsidenten und Leiter des Baudepartements. Beim Bau der Gotthardbahn zeichneten sich ab 1875 Verzögerungen ab, die umfangreiche Nachtragskredite nötig machten und Escher 1878 zum Rücktritt als Direktionspräsident der Gotthardbahn-Gesellschaft zwangen. Zum Durchstich des Tunnels 1880 wurde er nicht eingeladen; auf die Teilnahme an der Eröffnungsfeier 1882 verzichtete er aus gesundheitlichen Gründen. Eschers Tochter Lydia Welti gründete mit dem ererbten Vermögen die Gottfried-Keller-Stiftung.

Literatur: www.hls.ch (2016); www.wikipedia.de (2016).   

WICHTIGE ECKPUNKTE

1849-1869 / Der Entscheid für den Gotthard
    


1849 kam der Bau einer Eisenbahn durch die Zentralalpen ins Gespräch. Die Gotthardkantone, allen voran Luzern und Basel, griffen die Idee auf. 1852 wurde in der Handels- und Industriestadt Basel die Schweizerische Centralbahn gegründet. Mitgründer Johann Jakob Speiser (1813-1856) wollte die nach Luzern gebaute Strecke durch die Alpen führen. In der Folge wurden verschiedene Projekte erarbeitet unter anderem auch vom Urner Ingenieur Karl Emanuel Müller (1804-1869). Die Gotthardidee setzte sich Schritt für Schritt durch. Immer mehr Kantone und Bahngesellschaften schlossen sich der Bewegung an. Ein grosser Erfolg war 1863 das Einschwenken Zürichs und der Nordostbahn mit dem mächtigen Alfred Escher (1819-1882). Im gleichen Jahr wurde die Gotthardvereinigung gegründet. Zum Durchbruch der Gotthardbahnidee kam es erst, nachdem in Italien und Deutschland aus den Kleinstaaten mächtige Nationen entstanden waren. Italien entschied sich 1866 für den Gotthard. Preussen schloss sich 1869 an. Noch im gleichen Jahr wurde unter der Federführung des Bundesrates der internationale Gotthardvertrag abgeschlossen. Darin verpflichtete sich die Schweiz, die Gotthardbahn doppelspurig zu bauen und zu betreiben. Die Kosten wurden auf 187 Millionen Franken veranschlagt. Daran leisteten Italien 45 Millionen, Deutschland und die Schweiz je 20 Millionen. Der Rest von 102 Millionen Franken war privat zu finanzieren.

Uri unterstützte die Idee einer Gotthardbahn. Schon 1861 wurde eine Million Franken Hilfsgelder in Aussicht gestellt. Die Landsgemeinde stimmte der Subvention 1865 zu. Uri hielt Wort und zahlte die für damalige Verhältnisse sehr hohe Summe. Als Folge davon mussten 1875 die direkten Steuern eingeführt werden.

Literatur: Jung Joseph, Alfred Escher – Der Aufbruch zur modernen Schweiz, Band 2, S. 556 ff.; Kuoni, Gotthardbahn, S. 9 f.; Stadler-Planzer Hans, Geschichte des Landes Uri, Bd 2 b, S. 265 ff.; Stadler, Planzer Hans, Karl Emanuel Müller, S. 491 ff; Wanner Martin, Geschichte der Begründung des Gotthardunternehmens, 1880, S. 42 ff. Foto: Wassen vor dem Bau der Gotthardbahn (StAUR Sammlung Graphica 25.03-N-3578).

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WICHTIGE EREIGNISSE

1852  / Mittwoch, 28. Juli 1852
Annahme des Bundesgesetzes über den Bau und Betrieb von Eisenbahnen
Nachdem der Ständerat vor zwei Tagen dem "BG über den Bau und Betrieb von Eisenbahnen im Gebiete der Eidgenossenschaft“ mit 19:16 Stimmen zugestimmt hat, folgt der Nationalrat dem Vorschlag der Minderheit (mit Alfred Escher) der nationalrätlichen Kommission und stimmt dem Eisenbahngesetz mit 35:34 zu. Bau und Betrieb von Eisenbahnlinien ist den Kantonen und privaten überlassen, die Erteilung von Konzessionen den Kantonen. Der Bund hat nicht einmal ein Aufsichtsrecht über die Eisenbahngesellschaften und kann lediglich aufgrund militärpolitischer Überlegungen über Linienführungen entscheiden. Die Eisenbahnprojekte sind den Kräften des Marktes überlassen. Man erachtete den jungen Bundesstaat für eine solch grosse Aufgabe finanziell nicht gewachsen. Der Bund erhebt noch keine Bundessteuern und zieht keine kantonalen Beiträge ein, er lebt nur von Zöllen und indirekten Abgaben.
HNBl UR 1994/95, S. 37; Jung Joseph, Alfred Escher – Der Aufbruch zur modernen Schweiz, Band 2, S. 392.
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1863  / Samstag, 8. August 1863
Grosse Gotthardvereinigung gegründet
Auf Initiative von Alfred Escher kommt es zur ”Grossen Gotthardvereinigung”, an welcher die Schweizerische Centralbahn und die Schweizerische Nordostbahn sowie 15 Kantone - unter ihnen Uri - beschliessen, ”eine über den Gotthardt führende Alpeneisenbahn” anzustreben. Die Urner Delegation besteht aus Landammann Alexander Muheim und Ingenieur Karl Emanuel Müller. Alfred Escher wird zum Vorsitzenden einer siebenköpfigen Fachkommission gewählt, die ein Organisationskonzept mit Reglementen ausarbeiten soll. Vorgesehen sind die Linien Luzern-Goldau, Zug-Goldau, Goldau-Chiasso und Bellinzona-Luino mit Zweigbahn nach Locarno. An dem Gündungsfonds, woraus die laufenden Ausgaben für die Vorarbeiten bestritten werden, beteiligt sich Uri in zwei Tranchen mit 14 Aktien à 500 Franken. Beim Gotthardprojekt zur Wahl stehen zwei Tunnelvarianten: die eine von Göschenen aus mit 15 km Länge, die andere von Andermatt aus mit 10 km Länge. Es wird festgestellt, dass bei der Wahl des kürzeren Tunnels die Bahnlinie insgesamt um 18 km verlängert würde und sie auch verstärkt den Zufälligkeiten des Winters ausgesetzt wäre. Einhellig ist man der Meinung, dass die Angelegenheit einer schweizerischen Alpenbahn nicht mehr aufgeschoben werden kann.
StA UR R-720-12/14; RschB UR 1863/64, S. 6; Jung Joseph, Alfred Escher – Der Aufbruch zur modernen Schweiz, Band 2, S. 562 f.
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1866  / Mittwoch, 9. Mai 1866
Konzessionsverhandlungen beginnen
In Flüelen setzen die Konzessionsverhandlungen für den Bau einer Gotthardbahn ein. Die Exponenten sind auf Urnerseite Karl Emanuel Müller, die Gotthardbahn stellt meist Josef Zingg und oft auch Alfred Escher. Diskussionsgrundlage bildet der von Escher adaptierte Konzessionstext des Kantons Tessin. Ingenieur Müller bringt erfolgreich wesentliche Anliegen vor: Berücksichtigung der Einheimischen beim Bahnbau und - betrieb; keine Schenkung von Korporationsland; vollständige Sicherung wissenschaftlicher Funde für den Staat; Archivierung der von der Regierung zu genehmigenden Pläne; Anreicherung der Bahnbrücken mit Fuss- und Fahrwegen usw.). Die grösste Aufmerksamkeit schenkt Müller dem Bahnbetrieb. Er lässt zahlreiche, teils recht detaillierte Vorschriften in den Konzessionstext aufnehmen (Fahrgeschwindigkeit, Anzahl Züge pro Tag, Ausrüstung der Personenwagen, Fahrtaxen für Leute, Vieh und Waren).
Stadler-Planzer Hans, Karl Emanuel Müller, S. 508.
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1882  / Montag, 22. Mai 1882
Eröffnung der Gotthardbahn
Vom 22. bis zum 25. Mai wird in Luzern und Mailand die Eröffnung der Gotthardbahn gefeiert. Die Landesregierung kann sich durchringen, Alfred Escher einzuladen und auf den „hervorragenden Anteil“ hinzuweisen, den er am Gelingen des grossen Werkes gehabt hat. Der bereits todkranke Escher kann jedoch der Einladung keine Folge leisten. Der Bau hat 307 Arbeitern das Leben gekostet und bis zur Betriebsaufnahme 227 Millionen Franken verschlungen.
Jung Joseph, Alfred Escher – Der Aufbruch zur modernen Schweiz, Band 2, S. 588, 711.
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 28.05.2021