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Uri

Würmer und niedere Wirbellose

Urner Dialekt: Wurm, Wirm NUMW S.1015). Mit «Wurm» werden in der Urner Sage auch Echsen und Schlangen bezeichnet.

Der Urner stellt die Würmer und niederen Wirbellosen in die Ecke des Ungeziefers. Diese nicht wissenschaftliche Klassifizierung bezeichnet kleinere Tiere, die Krankheiten übertragen oder die dem Menschen lästig erscheinen. Alltagssprache werden häufig auch Tiere als solches bezeichnet, die unschädlich und ungefährlich sind, aber Angst oder Ekel erregen.

Die Naturforschende Gesellschaft hat in Uri folgende Gruppen nachgewiesen:

- Ringelwürmer
- Gürtelwürmer
- Schnurwürmer
- Fadenwürmer
- Plattwürmer
- Moostierchen
- Nesseltiere

Sowohl hinsichtlich Bekanntheitsgrad sowie Sympathie bei der Bevölkerung – insbesondere bei den Fischern – steht der Gemeine Regenwurm (Lumbricus terrestris) an oberster Stelle. Er kann bis zu 30 Zentimeter lang werden. Die Herkunft seines Namens ist umstritten und zielt auf zwei seiner Gewohnheiten ab. So verlässt er bei starkem Regen sein Erdreich, um an der Oberfläche dem steigenden Wasser zu entkommen. Nach anderer Ansicht rührt der deutsche Name von seiner steten unterirdischen Aktivität her und wurde früher als «reger Wurm» bezeichnet. Seine Nützlichkeit wird durchaus eingesehen, hat er doch die wichtige Aufgabe, andere Organismen abzubauen und bildet einen wichtigen Bestandteil der Nahrungskette. Ohne die Anwesenheit des Regenwurms wäre die Bildung von fruchtbarem Humusboden unmöglich. Wurm ist jedoch nicht gleich Wurm! Weltweit sind rund 670 Arten der Regenwürmer bekannt, in der Schweiz leben knapp 50 Arten.

Viele Würmer leben auch als Parasiten in den Därmen von Wirten.

Nah dem Alltag des Menschen war auch der Holzwurm («Totänührli»). Wenn er sich im Gebälk bemerkbar machte, konnte dies schönes Wetter bedeuten, jedoch auch, dass im Haus bald jemand sterben werden.

   
Literatur: Autor: Rolf Gisler-Jauch (www.urikon.ch); Quellen, Literatur: www.fauna-uri.ch (2019).

SAGEN- UND MÄRCHENHAFTES ZU WÜRMERN


     
Der Tod und «d'Teetälä»
Das Volk stellte sich den Tod in einer Menschengestalt vor. Die Frau vom Tod nannte man Tötin oder «d'Teetälä».

Wie oft sich die Gedanken der Menschen mit dem Tode beschäftigten, zeigte die grosse Menge von Todesvorzeichen. Das zufällige Springen eines Glases, eines Spiegels oder einer Flasche bedeutete für manche Leute Unglück und Tod. Auch Tiere und Pflanzen kündeten nach dem Volksglauben den baldigen Hinschied eines Angehörigen. Wenn die «Wiggle», das Weibchen des Waldkauzes, auf dem Hausdach oder in der Nähe schrie, eine Rabe übers Haus flog oder die Hausgrille zirpte, starb jemand im Haus. Ein Todesfall wurde auch befürchtet, wenn der Hund nachts ohne sichtbaren Grund heulte. Die Richtung, in die er klagte, zeigte, wo der Tod eintrat. Überall verbreitet war der Glaube an die Totenuhr, das Klopfen des Holzwurmes, als ernstes Todesvorzeichen. Pflanzen, die aus unerklärlichen Gründen abstarben, regten die Phantasie der Menschen an. Wenn ein Geranienstock vor dem Fenster gelb wurde und abging, starb bald jemand in der Verwandtschaft (auch vom Hauswurz gesagt).

Wenn jemand nach einem Besuch in einem Haus oder Ort beim Weggehen oft und intensiv zurückschaute, lebte er nicht mehr lang, kehrte nicht mehr an diesen Ort zurück. Sah ein Pferd eines Leichenzuges zum Haus des Toten zurück, starb bald wieder jemand aus diesem Haus. Wenn jemand plötzlich seine Gewohnheiten änderte, so sagte man: «Jetzt lebt er nicht mehr lang.»

Totenvogel, Sterbevogel, Totenschreier, Totenlacher, Grabeule, Todeule, Leichehuhn, Totenhuhn, Klagmüetterle – die vielen Namen, mit denen der Steinkauz, die Wiggle (vom althochdeutschen Verb wigla = prophezeien), bedacht wurde, zeugten von seinem unheimlichen Ruf: Unter allen Eulen und Käuzen galt er als der meist genannte Todeskünder. Zahlreich waren die Worte, mit denen man in den verschiedenen Sprachen den Ruf des Steinkäuzchens deutete: «Chumm mit!» oder «Mours, mours!» (stirb, stirb!). Auch in vielen Reimen wurde der Steinkauz als Todeskünder dargestellt: «Wenn d Wiggle schreit, wirsch bald usetreit.», oder: «Schreit e Wiggle bi dem Huus, so gits e Todesfall gly drus.»

Als Leichenvögel galten, schon wegen ihrer Farbe, alle Rabenvögel. Weil Raben und Krähen weitherum als verwandelte Teufel galten, drohte man ihnen dauernd, dass sie ein anderer Teufel, nämlich der Kuckuck, holte, wenn sie nicht von selbst aus der Gegend verschwanden: «Grag-grag, der Gugger chunt, er nimmt di ins Grab!»

Drei Insekten galten weitherum als unheimliche Todesboten. Der Pochkäfer bohrte seine Gänge durchs alte Holz. Als Locksignal erzeugte er, wie sein Name es sagte, feine, tickende Geräusche. In Nachtstunden fielen diese Laute besonders auf, vielleicht während einer Totenwache. Das tickende Geräusch deutete man als Todeszeichen, das Käferchen hiess darum sinnigerweise auch Totenuhr. Gelegentlich zirpte da und dort eine Hausgrille im Gebälk. Hörte man die monotonen Laute aus der Umgebung der Küche, bedeuteten sie Glück. Musizierte das wärmeliebende Heimchen jedoch aus einer Stuben- oder gar Schlafzimmerwand, kündete es den Tod an. Flog nachts, vom Licht angelockt, der Totenkopfschwärmer heran, ahnte man Schlimmes. Die seltsame Schädelzeichnung auf dem Rücken des grossen Falters, die düstere Färbung und die unerwarteten Zirp- oder Piepsgeräusche, die er bei Berührung von sich gab, wiesen ihn als Todesboten aus. Selbst der wissenschaftliche Name des nächtlichen Besuchers – Acherontia – erweckte eine gewisse Beklemmung, erinnerte er doch an Acheron, den Grenzfluss zur Unterwelt.

Nach alter Überlieferung witterten die meisten Haustiere den Tod und zeigten sein Kommen an, allen voran der Hund, der allgemein als geistersicher galt. Auch das Pferd soll Gespenster wittern und sehen. «An dem Haus, in dem bald eine Leiche liegen wird, wollen Pferde nicht vorbei», hiess es bei den Fuhrleuten.

Der Gesunde und vor allem der Kranke hörte die Todeszeichen nicht gern. Sie wurden oft Ursache dafür, dass einer den Arzt aufsuchte oder dass der Priester und Doktor zu einem Überzeitigen gerufen wurden. Es starb selten einer, auch wenn er verunfallte oder aus vollem Leben herausgeholt wurde, ohne die Segnung seiner heiligen Religion. «Am glychä Tag nu het är sy Sach g’macht», tröstete man sich immer wieder. Bei vielen beruhte jenes Glück allerdings nicht nur auf Vorahnung allein, denn wer irgendwie konnte, ging täglich oder wöchentlich zur heiligen Messe und zu den Sakramenten.
Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 555 ff. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 20; Müller Josef, Volksglauben aus Uri, in Schweizerische Volkskunde Nr. 8, Basel, 1918, S. 71.

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Die Rosskastanie als Heilmittel
Im Volksmund hiess es, dass Kastanien gut gegen Gliedersucht waren. Drei Rosskastanien wurden als Amulett gegen Rheumatismus in der Hosentasche mitgetragen.
Rohe Kastanien verursachen heftige Magen¬krämpfe und hatten Erbrechen zur Folge. Darin sahen einige die beste Kur gegen Würmer.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 325, 684; Literatur: Kälin Detta, Zauberwahn und Wunderglauben, S. 33; Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 258.

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Fraisenkette, Fraisenhäubchen, Fraisenhemdchen
Mit Fraisen waren alle Arten von krampfhaften und plötzlich auftretenden Krankheitserscheinungen gemeint: Bauchkrämpfe, Durchfall, Würmer, Scharlach, Masern, Schüttelfrost. Man verstand darunter aber vor allem die gefürchtete Fallsucht (Epilepsie) oder Schlaganfälle. Solche Krankheiten fasste man mit dem Wort Frais zusammen (mittelhochdeutsch fraise = Angst, Schrecken oder Wut; Zustände also, die Zittern, Krampf oder Toben und Ähnliches verursachen konnten). Alle Frais-Erkrankungen wurden mit Besessenheit in Zusammenhang gebracht, hinter der man den Teufel als Verursacher vermutete.

Die Fraisenkette war eine Mischung von profanen (überwiegend tierischen) und religiösen Amuletten, die an einer Kette oder einem roten Band aufgereiht und dem gefährdeten Menschen – hauptsächlich Kindern – zum Schutz und zur Kräftigung mitgegeben wurden. Diese Gebetsschnur war ein klassisches Beispiel für die Vermischung von Magie und christlicher Religion. Sie war aus unterschiedlichen Elementen zusammengesetzt: christliche Segenszeichen (Kreuze, Medaillen), Teile von Rosenkränzen aus dem Heiligen Land und Perlen aus verschiedenen Materialien, die in der Magie verwendet wurden. Durch die Häufung der Amulette wurden die Kräfte und der Schutz wesentlich verstärkt.

Die Kette war ein Heil- und Abwehrmittel gegen angezauberte Krankheiten. Die werdenden Mütter trugen Fraisenketten gegen das Erschrecken, da man dachte, dass das Erschrecken Missbildungen des Kindes verursachen konnte. Eine glänzend-spiegelnde Perlmutter an einer Fraisenkette widerstand wirksam dem Bösen Blick, weil der Blick dadurch gespiegelt zurückgeworfen wurde.

Fraisenhäubchen und Fraisenhemdchen wurden von den Nonnen des Loretoklosters in Salzburg hergestellt und mit dem Bild des heiligen Valentin (Patron der Fallsucht und der Fraisen) oder anderer Heiliger versehen. Sie wurden kranken Kindern angezogen oder vorbeugend unter die Kopfkissen gelegt. Sie wirkten gegen Epilepsie und Krampfanfälle. Auch kreissenden Frauen wurden sie gegeben und Sterbenden auf die Brust gelegt.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 187. Literatur: Kälin Detta, Zauberwahn und Wunderglauben, S. 33; Niederberger Hanspeter, Hirtler Christof; Geister, Bann und Herrgottswinkel, S. 102; «Suisse Primitive», Forum der Schweizer Geschichte, Museumsführer (2002); Watteck Arno, Amulette und Talismane, S. 15 und 61; Foto: Fraisenkette im Landesmuseum Johanneum (Mathias Wimler).

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Tiere künden den Tod



Gewisse Tiere wie Hunde, weisse Pferde sowie Raben konnten durch ihre Anwesenheit den Tod von Menschen voraussagen. Auch wenn der Holzwurm sich im Gebälk bemerkbar machte, konnte dies gedeutet werden -positiv, dass es schönes Wetter geben werde, negativ, dass im Hause bald jemand stirbt.
Autor: Rolf Gisler-Jauch (www.urikon.ch); Quellen: Müller: Sagen auch Uri.

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Holzwurm kündigt schönes Wetter, jedoch den Tod an
«Wenn der Holzwurm, in der Göscheneralp „Totänührli“ genannt, in den Wänden sich hören lässt, sagt das Volk: „Ds Toggäli tängelet,“ und allgemein heisst es, es gäbe dann schönes Wetter. Viele halten es für ein Zeichen, dass bald eine nahestehende Person sterben werde.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 268.
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Schlangen in Silenen
«Schlangen und armdicke, vierfüssige Würm hausten nach Angabe meines Erzählers bei einem Gaden in einem Feld zu Silenen ...»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1303.
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Zitat Müller (Wurm)

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1288.
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WÜRMER IN URI

Liste der Würmer und niederen Wirbellosen, die in Uri nachgewiesen werden konnten.
> www.fauna-uri.ch

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / /span> Impressum / Letzte Aktualisierung: 22.09.2019