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Wallfahrtskapelle Maria Sonnenberg
Seelisberg
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Karte: externer Link (swisstopo)
1500 -

Ab 1626 tritt der Name «Capell im Wald», teils mit Zusatz «bin unser lieben frouwen» auf. Die Bezeichnung «Sonnenberg» scheint auf Pfarrer J. Huwyler, den Neuerbauer der Kapelle, zurückzugehen, wohl entstanden aus der Analogie Söwlisberg-Solisberg und weil die Kapelle am Ansatz jenes Teils von Seelisberg steht, der als «sonnenhalb» gilt. Die Benennung «Kapell im Wald» hat sich jedoch bis nach 1700 gehalten.

Im 16. Jahrhundert entdeckte ein Ziegen hütender Knabe im Wald ein Marienbild. Es wurde zunächst in einen Bildstock gestellt, hernach errichtete man ihm eine Kapelle. Die «Kapelle im Wald» gehört somit zu jenem verbreiteten Typus von Marienheiligtümern, die ihren Ursprung in einem an einem Baum im Wald gefundenen Bilde haben. Bereits in der ersten Hälfte des 17. Jh. stand der Wallfahrtsort bei Gemeinde und Land in hohem Ansehen. Einen bedeutenden Grundstein für die auf die Marienfesttage ausgerichtete weitere Entfaltung der Wallfahrtsstätte legte um 1667 Johann Ziegler, Bauherr der dritten Kapelle, der auf die vier Hauptfeste Heimsuchung, Himmelfahrt, Geburt und Opferung je eine Jahrzeitmesse stiftete. Jungfrau Barbara Zwyssig vermachte ihr Wohnhaus sowie auch Geld und Hausrat, womit nun ein Sigristenhaus zur Verfügung stand. Seit 1782 war dem Seelisberger Pfarrhelfer die Betreuung der Kapelle überbunden.

Die erste Kapelle war aus Holz. Der Neubau einer zweiten, gemauerten Kapelle erfolgte um 1588/89 durch Hans Schwanett. Die Einweihung erfolgt im Jahre 1589. 1596 bekam die Kapelle eine kleine Glocke.

1697 erhielt die Kapelle ein Chorgitter. Die Kapelle hatte nur ein kleines Glöcklein. 1739/40 erfolgte, gleichzeitig wie in der Pfarrkirche, eine grössere Instandsetzung, die vor allem das Innere betraf. Im Zusammenhang mit dieser Renovation wurden zahlreiche Vergabungen zugunsten der Kapelle gemacht, wahrscheinlich hat man zu dieser Zeit auch eine zweite, grössere Glocke angeschafft.
Wohl wegen der zunehmenden Besucherzahlen wurde 1745 ein Vorschopf angebaut. 1746 wurde das Vorzeichen angemalt und dessen «Dachgewölbe» erstellt.
1820 erfolgte, wiederum gleichzeitig mit der Pfarrkirche, eine weitere Renovation. 1864 fand eine Innenneugestaltung statt. 1866 wurde die Kapelle mit Ziegeln gedeckt. 1891 Renovation des Kapellenturms.
1907 Aussenrenovation, die gemalten Fenstereinfassungen wurden wieder neuangebracht. 1915 Inneninstandstellung, veranlasst insbesondere durch den Zustand der Deschwanden-Wandmalereien, die wegen der schlechten Unterlage im Original nicht mehr zu retten waren. Auf neuer Verputzgrundlage wurden sie neu in Freskomalerei von Kunstmaler Joseph Heimgartner als Kopien wieder angebracht. Heimgartner restaurierte auch die Verkündigung Deschwandens am Chorbogen und die Deckengemälde, zudem malte er neue Stationentafeln.

Die Kapelle liegt über der zum Rütli steil abfallenden Fluh, am alten Verbindungsweg Kirchendorf-Seelibereich. Dieser zog an ihrer westlichen, mit drei Linden bestandenen Eingangsseite vorbei. Seitdem die neue Strasse Sonnenberg-Seelisberg (1872) unterhalb ihres Chors durchführt und grosse Hotelbauten sich erheben, hat die Kapelle ihre einst bestimmende Stellung verloren.
Die geostete Kapelle besteht aus einem langrechteckigen Saal und einem eingezogenen, dreiseits schliessenden Chor. Die etwa 14 m lange und 7 m breite Kapelle hat im Westen, wie bei Wallfahrtsstätten üblich, ein ansehnliches Vorzeichen.
Über Langhaus und Chor durchgehender First, über Chor viereckiger Dachreiter mit Spitzhelm. Gestreckt hochrechteckige Fenster. Über der Eingangstür mit befindet sich eine Barockkartusche mit der Inschrift: «Ich werd genandt der Sonnenberg / ein reicher Thron der Gnaden / Dem armen Sünder eine Herberg / Die Schlang hier nichts kann schaden».
Literatur: Gasser Helmi, Kunstdenkmäler II, S. 386 ff.

EREIGNISSE IM DETAIL

1589  - Freitag, 7. Juli 1589
Seelisberger Wallfahrtskapelle wird eingeweiht
Der Konstanzer Weihbischof Balthasar Wurer weiht in Seelisberg Kapelle und Altar zu Ehren Mariens, des Apostels Jakobus und der Maria Magdalena. Im Altar verschliesst er Reliquien von Gereon, Erasmus und Anna, der Mutter Mariens. Die Kapellweihe setzte er unter Ablasserteilung auf den Sonntag nach Maria Heimsuchung (2. Juli) fest.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler II, S. 387.
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1665  - Mittwoch, 25. November 1665
Bau einer neuen Kapelle im Sonnwald
Da die alte Kapelle im Wald zu Seelisberg offenbar zu klein geworden ist, schliesst man mit Meister Anthoni Burtscher einen Vertrag für den Bau einer «Kabellen im Sonwald» mit Gemäuer Dachstuhl, Dach und Mauern für 1050 Gulden und einen Dukaten «Weinkauf». Das Material muss von den «Bergleuten» in freiwilliger Fronarbeit auf den Platz geschafft werden. Der Meister hat jedoch alle behauenen Steine und Eisen und Nägel für Kapellendach und Türmlein, sowie 5000 «Nietlein» zu liefern.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler II, S. 388.
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1666  - Dienstag, 10. August 1666
Die Kapelle im Wald in Seelisberg ist in Stein gebaut
Nach Baubeginn am 4. Mai wird in Seelisberg die Kapelle im Wald in gut drei Monaten von Meister Anthoni Burtscher in Stein erbaut.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler II, S. 388.
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1667  - Donnerstag, 15. September 1667
Einweihung der neuen Kapelle im Wald in Seelisberg
Georg Sigismund Müller, Weihbischof von Konstanz weiht die dritte erweiterte und von Grund auf erneuerte Kapelle im Sonnwald sowie die drei in ihr errichteten Altäre ein: Kapelle und Hauptaltar zu Ehren Mariens, den Altar auf der Evangelienseite zu Ehren Josephs, Joachims und Annas, jenen auf der Epistelseite der Hl. Nikolaus, Wendelin und Antonius. Die Kirchweihe wird auf den Sonntag nach Mariä Himmelfahrt verlegt.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler II, S. 388.
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1669  - Samstag, 2. Februar 1669
Seitenaltar in der Kapelle im Wald wird vollendet
Der Seitenaltar auf der Evangelienseite in der Kapelle im Wald wird vollendet, jener auf der Epistelseite im Juni 1669.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler II, S. 388.
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1684  - Montag, 10. Juli 1684
Kapelle im Wald in Seelisberg soll Chorgitter erhalten
Die Visitation der Kapelle im Wald in Seelisberg stellt fest, dass die «Filial Capelle bey unser lieben Frauwen» in allem wohl gebaut und geziert sei, wünscht jedoch unter Hinweis auf Jagdmatt und Riedertal ein «Eisengätter» vor den Chor, damit die Kirchenzierden besser geschützt sind.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler II, S. 388.
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1745  - Samstag, 25. September 1745
Kapelle Maria Sonnenberg erhält Vorschopf
Wohl wegen der zunehmenden Besucherzahlen wurde der Kapelle Maria Sonnenberg ein Vorschopf angebaut. Nun wird Aufrichte gefeiert.
Gasser Helmi, Kunstdenkmäler II, S. 389.
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 29.11.2020