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Gebäude und Anlagen im Detail



Hotel Maderanertal
Silenen
Balmenegg / Erschliessungsstrasse Balmenegg
182 064 / 701 829 / 1352 müM
Karte: externer Link (swisstopo)
1865 -

Architekt, Baumeister: Josef Blaser, Schwyz (Schwager von Albin Indergand);
Bauherr: Albin Indergand-Burkardt, Wirt des Hotels Kreuz in Amsteg;

Basler Alpinisten bewegten 1863 Albin Indergand-Burkardt, den Wirt des Hotels Kreuz in Amsteg, auf der Balmenegg einen Gasthof zu errichten, den ersten im Maderanertal.
Den vorgesehenen Namen «Zum Balmenwald» änderte Indergand in «Hotel zum Schweizer Alpenclub», ohne dass ein eigentlicher Bezug zum 1863 gegründeten Schweizerischen Alpenclub (SAC) bestanden hätte.

1864: Obwohl noch nicht ganz fertig gestellt, wird das Hotel eröffnet.
1865: Reiseführer mit einem gezeichneten Panorama der Berge im Maderanertal von Georg Hoffmann.
1869: Die Anlage wird durch eine grosse Dépendance (Engländerhaus) erweitert, wohl gleichzeitig mit dem gegenüberliegenden Ökonomiegebäude. Der längsrechteckige, viergeschossige Bau ist gegenüber dem Hauptbau um 90 Grad gedreht und im Volumen dem Hauptbau ebenbürtig.
1880: die Anlage verfügt über 54 Logierzimmer, Salon mit Piano und Lesezimmer mit Bibliothek. In der Nacht auf den 7. Juli brennt das Hauptgebäude bis auf die Grundmauern nieder.

Mit dem Wiederaufbau wurde sofort begonnen. Das Hotel blieb in dieser Zeit in der Dépendance und den Nebengebäuden offen. Im Ökonomiegebäude richtete man beim Umbau Wäscherei, Glätterei und Bedienstetenzimmer ein. Nördlich fügte man in Fachwerk einen Anbau mit der Bäckerei an. Es folgten der Bau der Villa (kleine Dépendance), der Kegelbahn und kleinerer Zweckbauten.
Der 1881 wiederaufgebaute, schlicht gehaltene Hauptbau zählt vier Geschosse und fünf mal drei Fensterachsen unter dem Satteldach, das sich mit seiner Traufe und einem abgewalmten Quergiebel nach Westen ins Tal richtet. Die Fassade ist von einem Schindelfirn bedeckt und durch Pilaster in den Ecken gerahmt. Das ursprüngliche Schindeldach ist durch Wellblech bedeckt.
In wenigen Jahren war ein Gebäudekomplex mit der Infrastruktur eines kleinen Dorfes entstanden. Zur Ausstattung des Hotels gehörten auch kunstvoll tapezierte Zimmer, ein mit grossen Spiegeln ausgestatteter Speise- und Tanzsaal, eine Bibliothek, ein Lesezimmer, ein Touristenstübli, ein Coiffeursalon und eine Arztpraxis. Eine gepflegte Gartenanlage und ein kleiner See mit einem Ruderboot rundeten das Angebot ab.

1881: Das nach dem Brand wieder aufgerichtete Stammhaus im ursprünglichen Volumen wird auf die Saison hin eröffnet. Der rückwärtige Quergiebel wird durch einen Treppenanbau ersetzt.
1887: Franz Indergand, der Bruder des 1873 verstorbenen Gründers, lässt auf der Anhöhe ob dem Hotel eine Kapelle für katholischen und anglikanischen Gottesdienst errichten.
1889: Einrichtung eines Postbüros.
Um 1910: das Teehaus, ein schmucker Holzbau im Schweizerhausstil, wird im Hof errichtet (später abgebrochen).
1929: Leitung für kaltes und warmes, elektrisches Licht (Transformatorenstation). Das Hotel wird fortan als Kurhotel geführt. Den Gästen soll auch in den Bergen, eine Welt voller Luxus und Annehmlichkeiten geboten werden.



Die Hotelanlage umfasste nach 1910 das wiederaufgebaute Hauptgebäude (Bildmitte, oben), das «Engländerhaus» (links), das Teehaus (Bildmitte), das Waschhaus (Mitte, rechts), kleine Dependance («Villa», rechts) und die Kapelle (Dach unten links).

1964: Nachdem das Hotel Maderanertal 100 Jahre im Besitz der Familie Indergand war, geht die Liegenschaft mit dem Hotelbetrieb auf Balmenegg käuflich an Hans Z'graggen, Bergführer und Gastwirt von Bristen über.
1967/68: der neue Besitzer baut nach eigenen Plänen eine heimelige, über 80 Personen Platz bietende Gaststube und eine Gartenwirtschaft an.
1987: Auf der Westseite wird dem Sockelgeschoss die Wirtsstube vorangesetzt. Aus gesundheitlichen Gründen muss Hans Z'graggen den Betrieb des Hotels aufgeben.
1989: Nachdem das Haus ein Jahr geschlossen blieb, führen Heinz Baumann und Stefan Fryberg aus Altdorf für eine Saison den Betrieb. Es folgen zwei Jahre in denen das Hotel geschlossen bleibt.
1991: kurz vor seinem Tod verkauft Hans Z'graggen den Gebäudekomplex an den Zürcher Architekten Paul Kleeb.
1992: Neueröffnung des Hotels unter dem neuen Namen «Hotel Maderanertal».
1996: das Hotel wird an die Familie Anna Fedier-Tresch aus Bristen weiterverkauft.
2014: Renovation des Waschhauses. Einsturz der Stützmauer der Gartenwirtschaft.
2020: Fertigstellung



Die Hotelanlage mit dem Bristenstock im Hintergrund (Foto: Rolf Gisler-Jauch, 2018).

Das Hotel brachte Arbeitsmöglichkeiten und Verdienst ins Maderanertal. Das Haus bot bis in 1950er-Jahre für über zwei Dutzend Personen eine Anstellung. Die meisten kamen aus der nächsten Umgebung und hielten den Wirtsleuten über Jahre hinweg die Treue. Die meisten der Gäste pflegten über eine Woche im Hotel zu bleiben. Unter den unzähligen Gästen, die das Maderanertal besuchten, waren auch berühmte Staatsmänner, Kardinäle, Musiker, Philosophen und Wissenschaftler. Der bekannteste dürfte sicher Friedrich Nietzsche gewesen sein, der im Jahre 1870 im Hotel weilte.
Das Hotel SAC erlangte einen Bekanntheitsgrad über die Landesgrenzen hinaus. Es verhalf dem einst unberührten Berggebiet und dem ganzen Maderanertal zu grossem Ansehen. Der Hochgebirgstourismus kam um jene Zeit so richtig in Schwung. Die zahlreichen Bergführer von Bristen und Umgebung erhielten gute Aufträge. In diese Zeit fielen auch die berühmten Erstbesteigungen. Schliesslich entstanden im Umkreis eines Tagesmarsches vom Hotel sieben Clubhütten.

Literatur: Brunner Thomas, Kunstdenkmäler Oberes Reusstal und Ursern Bd IV S. 124 ff. www.hotel-maderanertal.ch/geschichte.html (Stefan Fryberg).

EREIGNISSE IM DETAIL

1880  - Mittwoch, 7. Juli 1880
Hauptgebäude des Hotels Zum Schweizerischen Alpen-Club brennt nieder
Das Stammhaus des Hotels Zum Schweizerischen Alpen-Club brennt bis auf die Grundmauern nieder. Mit dem Wiederaufbau wird sofort begonnen. Das Hotel bleibt in dieser Zeit in der Dependance und den Nebengebäuden offen, und bis zur Eröffnung der Saison 1881 ist das Stammhaus bereits wieder aufgerichtet. Beim Wiederaufbau im ursprünglichen Volumen ersetzt man den rückwärtigen Quergiebel durch einen Treppenanbau.
Brunner Thomas, Kunstdenkmäler Oberes Reusstal und Ursern Bd IV S. 125.
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 29.11.2020