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Familientisch
   
Der Familientisch in der Stube war im Bauernhaus ein gottesdienstlicher Ort. In der Tischecke, über dem Tisch, befand sich der Herrgottswinkel mit dem Stubenkreuz. Am Familientisch galt eine feste Sitzordnung. Noch im 20. Jahrhundert war es bei Bauernfamilien üblich, dass ein verstorbenes Familienmitglied noch eine Zeitlang (meist bis zum Dreissigsten) seinen Platz am Familientisch behielt.

Eine seltsame Bedeutung hatte der Raum unter dem Familientisch. Die dortige Finsternis – man muss sich die spärliche Raumbeleuchtung mit der Petrollampe, oder vorher mit einem Talglicht oder Kienspan vorstellen – war mit einem Tabu belastet. Unter dem Tisch war das Böse. Nicht umsonst zog man, wenn von Geistern und dergleichen die Rede war, die Füsse auf die Bank. Im finsteren Raum unter dem Tisch konnte der zugelaufene Fremde, der am Tische sass, seine Bocksfüsse verstecken, so dass man ihn nicht als den Bösen erkannte. Unter der Tischplatte stand meist die Brottrucke. Dieser Standort war nicht nur praktisch, sondern diente auch zum Schutz der Menschen, die um den Tisch sassen: Brot war antidämonisch und unheilabwehrend.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 167 f. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 147 f.

NACHWEISE

«Endlich erschien mal plötzlich ein grausiger, schwarzer, zottiger Hund mit funkelnden Augen und roter, heraushängender Zunge in der zankerfüllten Stube, legte sich unter den Tisch und war da nicht mehr zu vertreiben. Die geängstigten Leutchen holten endlich den frommen Ortspfarrer; dem gelang es nach fast einstündigem Beten und Lesen mit vieler Mühe, den Hund, der einen scheusslichen Gestank hinterliess, zum Verschwinden zu bringen. ... „Jetzt macht, wie ihr wollt“, sagte er dem Ehepaar, „aber ein zweites Mal werde ich nicht mehr kommen, euch den Teufel zu vertreiben!“»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1186.
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«An einem Ort nahmen sie einen Bettler auf und liessen selben mit ihnen am Tische speisen. Am Schlusse betete er über Tisch: „Treescht Gott und erlees Gott diä Arm Seel, wo nu under dem Tisch müess lydä!“ Und da sei eine unter dem Tisch hervorgekommen und habe ihm für ihre Erlösung gedankt.»

«... Diese Nacht sei ihre Grossmutter erlöst worden und zu Himmel gefahren. „Aber euer Vater und Grossvater müssen noch leiden und wandlen, und sie sitzen täglich, ohne dass ihr sie sehet an euerm Tisch; der eine in der „Herrgottsschroten“, der andere zu seiner Seite.»

«Speise und Trank, die man unvorsichtiger Weise auf dem Tisch verschüttet hat, darf man nicht auf die Diele hinaus wischen. ... Da erscholl, während er bei seiner Mahlzeit sass, plötzlich die Stimme seiner selig geglaubten Mutter unter dem Tisch: „Ich bin noch nicht erlöst, weil ich die Brosamen unter den Tisch gewischt habe!»

«... Da kroch auf einmal ein unbekannter Mann unter dem Tisch hervor und rief: „So lang hani etz miessä wartä-n-uff das Wort. Die liebä Seelä, das sind diä uf der Wält, die Armä Seelä, das sind diä im Fägfyr!“ Da verschwand er.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 999, 1050, 1051, 1138 b und 1144.
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Walter Bär-Vetsch, Altdorf

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Stand der Arbeiten:
Begriffs- und Themenkatalog fertig
Nachweise in den Urner Sagen >
in Arbeit

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019