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Fatschenkind
   
Das Fatschenkind, eine besondere Form des Jesuskindleins, gab es schon im 17. Jahrhundert (eine seit dem 3. Jahrhundert übliche Kindertragmethode, siehe LukasEvangelium 2, 7: Jesuskind in Windeln gewickelt). Das Jesuskind wurde gefatscht, d. h. in Stoffe eingewickelt, wie es bei Kindern früher allgemein üblich war (hier allerdings mit kostbaren Stoffen und purpurner Seide). Häufig wurden die Fatschenkinder als Klosterarbeiten in einem Schaukasten platziert, wo die Figur auf einer ebenfalls kostbaren Liege ruhte.

Wachszieher fertigten das Fatschkind selbst mit Hilfe von Modeln aus Wachs an. Nur der Kopf blieb frei, während Körper, Arme und Beine fest eingewickelt wurden. Die Färsche (Fäsche, Fätsche, lateinisch Fascia = Binde, Wickelband) hatte eine grosse Bedeutung, weil man einen Säugling vollständig einwickelte. Die Ärmchen kamen unter die Binde, so dass sich ein Kind nicht mehr bewegen konnte. Die Hebammen sagten, dass ein so eingewickeltes Kind schöne, gerade Glieder bekam (wohl aber den gegenteiligen Effekt hatte) und sich mit den Fingern nicht im Gesicht kratzte.

Das Fatschenkind, auch Fatschenkindl, war ein Andachtsbild oder Gebildvotiv, das vor allem in Süddeutschland und Österreich verbreitet war. Fatschenkinder gehörten zu den am meisten versprochenen Votivgaben. Sie wurden geopfert, wenn ein Kind erkrankte, oder als Dank für und als Bitte um Kindersegen dargebracht. Häufig wurden Fatschenkinder von Gewicht und Grösse des Kindes, für das um Hilfe gebeten wurde, geopfert.

Auch bei dem seit dem Mittelalter und bis ins 19. Jahrhundert belegten Brauch des Kindelwiegens gehörte ein Fatschenkind dazu: In der Kirche war eine Krippe aufgestellt, in der ein Fatschenkind lag. Kinder tanzten vor ihm und sangen Weihnachtslieder. Besonders beliebt dabei war das aus dem 14. Jahrhundert stammende Lied „Joseph, lieber Joseph mein ...“. Das Jesuskind wurde dabei in der Krippe gewiegt oder wurde von Arm zu Arm gereicht. Die Gemeinde demonstrierte damit anschaulich die Aufnahme Christi unter die Menschen. Ob dieser heute vergessene Brauch auf die Seelentrösterlein der Frauenklöster zurückgeht oder umgekehrt, war ungeklärt.

In Bauern- und Bürgerhäusern wurde am Heiligen Abend im Herrgottswinkel anstelle einer ganzen Krippe ein Fatschenkind aufgestellt, ein in Seide, Spitzen und Rüschen eingefatschtes Figürchen in einem kleinen gerahmten Holzkasten mit einer Glasscheibe an der Schauseite. Der Kopf war aus Wachs, der Körper meist aus einer Stoff- oder Papierwalze. Die Innenwände des Kästchens waren mit buntem Papier, manchmal mit bestickter S., Steinen und Perlen ausgekleidet. Diese Kästchen wurden nicht nur in Klöstern, sondern auch von Privatpersonen gefertigt.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 169 f. Literatur: Häner Flavio, Votivplastik, S. 34 f. Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 148.

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Walter Bär-Vetsch, Altdorf

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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019