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Grab
   
Das Grab eines Verstorbenen (auch «Chilälöchli» genannt) war zu allen Zeiten etwas Geheiligtes. Zur Grabstätte und zum Grabmal kam die Weihe: Der Friedhof war geweihte Erde. Grabentehrung wurden als schändliche Freveltat geahndet. Schon das Entwenden von Grabpflanzen galt als Grabschändung.

Friedhofeinteilung, Gräberanordnung, Grösse und Beschaffenheit der Denkmäler usw. unterliegen heute ausgefeilten Friedhofreglementen. Für die individuelle Gestaltung der Gräber bleibt nur noch ein kleiner Spielraum. Das war früher anders. Noch in den 1920er Jahren lagen die Gräber nicht so nahe beieinander. Jedes Grab hatte seinen Grabhügel; man konnte darum herumgehen. Bis zum Setzen des Grabmals hatten die Hügel eine Höhe von etwa vierzig Zentimeter. Nachher wurden sie dann meist abgetragen und bekamen eine Umrandung aus Kunststein. Darauf stand ein schmiedeisernes Gitter. Aber auch Gräber, die kein Grabdenkmal bekamen und bei denen der Hügel blieb, bekamen ein Gitter. Eine Ausnahme machten nur die Gräber der Verstorbenen der Armenanstalt. Dieser Grabumfassung war eine recht grosse Bedeutung beizumessen. Unsere Vorfahren wollten die Gräber ihrer Angehörigen eingefriedet haben. Die etwa fünfzig Zentimeter hohen schmiedeisernen Gitter verschwanden mit der Einführung der Friedhofreglemente.

Auch die Grabbepflanzung war anders. Es gab ausgesprochene Grabpflanzen. Dazu gehörten Dauerpflanzen, wie Immergrün, Friesli («Grabnägeli»), Rosen, Buchs, Sefi, Efeu, Silberlische, Pfingstrosen, Hauswurz und andere. Besonderen Schmuck erhielten die Gräber auf Allerheiligen und Allerseelen.

Spätestens auf die Erstjahrzeit wurde das einfache Grabkreuz durch ein Grabdenkmal ersetzt. Steinmetze und Bildhauer prägten mit qualitätsvollen Arbeiten das Bild der Friedhöfe. Es waren ausschliesslich Grabsteine oder gusseiserne Grabkreuze. In den 1930er Jahren kamen teilorts auch Holzdenkmäler hinzu.505 Die Grabsteine und -kreuze wurden meist mit Efeugirlanden umwunden, manchmal auch mit Girlanden aus Stechpalmenblättern. Als beliebte Zier dienten auch selbst hergestellte Blumen aus buntem Seidenpapier. Die Töpfe der Herbstastern («Martiröseli»), wurden mit Silberpapier (Stanniol) eingekleidet. Es fehlte auch nicht an zusammengebüschelten Buchnüssen und Mohnkapseln, die mit Silberbronze angestrichen waren. Von Trauer war nicht viel zu sehen. Der Friedhof war ein eitel Fest voll Farbenfreude.

Wesentlich und selbstverständlich gehörte zum Grab jedes katholischen Christen das Weihwassergefäss, das in der Regel aus dem gleichen Material wie die Grabumrandung geschaffen war. Das Nachfüllen des Weihwassers besorgte eine speziell dafür verantwortliche Frau (meist die «Dryssigschtbätteri»). Die Angehörigen der Verstorbenen waren sehr darauf bedacht, dass das Weihwasser beim Grab nicht ausging. Niemand besuchte ein Grab, ohne Weihwasser zu spritzen.

Das Grab der Eltern und Ahnen zog die Fortgezogenen einer Familie zurück zu den Daheimgebliebenen. An Allerheiligen und Allerseelen kamen sie in Scharen, nicht nur um die Gräber der verstorbenen Eltern und Verwandten zu besuchen, sondern auch darum, weil man an diesen Tagen mit den Geschwistern um die Gräber der Eltern das Familiengefühl pflegte.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 247 ff. Literatur: Imfeld Karl, Volksbräuche und Volkskultur in Obwalden, S. 240; Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 202 f.

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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019