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Klosterarbeiten
   
Klosterarbeiten nennt man eine Vielzahl von Gegenständen der Andacht, die zur Heiligenverehrung in Klöstern entstanden. Sie wurden oft als Geduldsarbeiten ausgeführt und auch als Schöne Arbeiten bezeichnet. Die Schöpferinnen und Schöpfer – auch Männer stellten solche Arbeiten her – blieben meist anonym. Der Ursprung der Klosterarbeiten lag im Reliquienkult des Mittelalters.

Nebst der traditionellen Posamentenstickerei (Stickerei auf textilen Waren) und dem kostbaren Schmücken von Andachtsbildern versteht man unter dem Begriff Klosterarbeit vor allem die Vereinigung von verschiedenen Objekten unter reichhaltiger Verzierung in einem Kastenrahmen. Heiligenbilder, vollplastische Wachsbossierungen oder Reliquien sind dabei häufige Elemente, oft umgeben von Flechtarbeiten. Als Materialien wurden vorwiegend Gold- und Silberdraht, Textilien, Papier, Karton, Stoff, Glas, Metallfolie und -fäden und Wachs verwendet. Dazu kamen noch bunte Glassteine, Perlen, Pailletten, Spiegelglas, Brokat, Seide, Spitzen oder getrocknete Gräser. Die Arbeiten entstanden mit einfachen technischen Mitteln, unter grossem Aufwand von Geduld und Zeit und mit handwerklichem Geschick.

Klosterarbeiten wurden vor allem im 17. und 18. Jahrhundert in Frauenklöstern hergestellt. Zwischen dem 17. und dem frühen 20. Jahrhundert wurden Schautafeln und Kästchen mit vorwiegend religiösem Inhalt hergestellt. In diese von geduldiger Hand gefertigten Tafeln und Kästchen wurden oft Reliquienpartikel eingefügt. Ab etwa 1800 breitete sich der Begriff auch auf Arbeiten aus, die man ausserhalb des Klosters anfertigte. Heute wird auch von Schönen Arbeiten oder von Klostertafeln gesprochen. Die Klosterarbeiten dienten in erster Linie als Devotionalien, als Andachtsbild und Wallfahrtsandenken. Angefertigt wurden vor allem die Fassungen heiliger Leiber, die Primizkrönchen (Die Primizkrone wurde dem Priester beim Zug durch seine Heimatgemeinde vor seinem ersten Gottesdienst in der Heimatgemeinde von einem Mädchen, dem Primizbräutchen, vorausgetragen.), Professkränzchen, kleine Andachtsbilder, Reisealtärchen, Wachsarbeiten usw.

Die Klosterarbeiten wurden zum Verkauf an Wallfahrtsorten, als Auftragsarbeiten oder auch zur eigenen Erbauung hergestellt. Dabei war es weniger das Ziel, aussergewöhnliche Klosterarbeiten zu schaffen, sondern eher solche, die dem Zeitgeschmack entsprachen. Klosterarbeiten ähneln sich deshalb in Form und Technik oft. Besonders gerne wurde Maria mit ihrem Kind und Jesus Christus alleine dargestellt. Der Verkauf solcher Arbeiten brachte den Klöstern beachtliche Nebeneinnahmen ein. Klosterarbeiten wurden aber nicht nur verkauft, sondern auch unter verschiedenen Klöstern gehandelt. Dadurch kam es zwischen den Klöstern zu einem Austausch von gestalterischen und technischen Ideen.

Die Säkularisation und die damit verbundene Klosteraufhebung beendeten die Herstellung dieser spielerischen Gestaltungen aus dem Mittelalter bis zum Barock. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 – 1965) nahm das Verständnis für Klosterarbeiten in den meisten Klöstern stark ab. Bisweilen erfüllte die kindliche religiöse Haltung früherer Klostergenerationen die Generation nach dem Konzil beinahe mit Scham. Bald fertigten deshalb nur noch ältere Schwestern Klosterarbeiten an. Vom breiteren Publikum blieben diese Schätze, die die Wirren der Kriege und Zeiten der Aufklärung überlebten, relativ unbeachtet. Nur dank einzelner Konvente und engagierter Privatpersonen können wir uns heute wieder diesen Gegenständen widmen. Seit einigen Jahren gibt es, ausgehend von Liebhabern, Kennern und Wissenschaftlern, auch wieder Impulse für eine neue Wertschätzung der Arbeiten. Heute wird diese schöne Kunst, ein Erzeugnis tiefer Volksfrömmigkeit in den Alpenländern, in einem kleinen Kreis wieder gepflegt. In einzelnen Klöstern werden sogar wieder Kurse in Schönen Arbeiten angeboten.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 343 f.; Literatur: Janz Karin, Wachs, S. 24 ff.; Wunderlin Dominik, Mittel zum Heil, S. 31.

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Walter Bär-Vetsch, Altdorf

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Stand der Arbeiten:
Begriffs- und Themenkatalog fertig
Nachweise in den Urner Sagen >
in Arbeit

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019