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Magisches Weltbild
   
Aus dem Zwiespalt menschlicher Arbeit und natürlichen Verworfenseins entstand im Denken und Erleben des Urners das magische Weltbild, welches in Brauchtum und Sage durchscheint. Der Kernpunkt des magischen Weltbildes des Jägers und Sammlers ist das Verständnis der Objekte nicht als festgefügte, unverwechselbare Wesenheiten mit einem unveränderlichen, substanziellen Kern, sondern als eine Sammlung verschiedener Eigenschaften, welche in raschem Wechsel wieder auseinanderfallen und in ganz anderer Gruppierung völlig verwandelt erneut erscheinen können. Alles nur Vorstellbare, Mensch und Tier, Berg und Tal, Haus und Dorf trägt diese Fähigkeit des Auseinanderfallens und Neuerscheinens in sich. Die Objekte haben in sich keine Beständigkeit. Es ist eine ausserhalb der Dinge wirkende Kraft, welche dem zerbrechlichen Gleichgewicht der Objekteigenschaften Halt und Dauer verleiht.
Der Siedler verleiht den Dingen Halt und Beständigkeit. Er hat das Land in Besitz genommen und in generationenlanger Arbeit die Naturlandschaft zur Heimat gefügt. Der Mensch hat die Täler mit der Schönheit der Kultur erfüllt und allem Geschehen, auch dem Naturgeschehen, durch seine Arbeit Sinn und Zweck verliehen. Sein Wertgefüge, welches eingebunden ist in den Existenzkampf im kargen Bergland, ist für alles Richtschnur und Massstab. Doch nicht der Willkür des einzelnen kommt diese gewaltige Aufgabe und Kraft zu, sondern der durch Generationen gemachten Erfahrung, welche in Sitte, Brauch und Gewohnheit sich zum ungeschriebenen Gesetz des Landes verdichtet hat. Die Rechtsauffassung des Urners ist deshalb der Gewohnheit, dem Althergebrachten, dem Brauch und der Sitte zugewandt. Die Verbundenheit mit den Verstorbenen und vor allem mit den eigenen Vorfahren ist ausgeprägt. Ihre Erfahrung und Kraft hilft mit, den Lebenskampf im ewigen Wechselspiel der Dinge zu bestehen. Jeder Fehler und alles Masslose ist Frevel und wirkt sich verhängnisvoll aus. Er zerstört das Gleichgewicht und gibt den Dingen den Lauf frei zum Verfallen in ihre Eigenschaften auseinander und werden dem Menschen oft feindlich. Der Mensch gibt den Dingen durch seine Gegenwart und durch sein sittliches Handeln Beständigkeit und Sinn. Er selber ist zuallererst die Kraft, welche Dauer gebietet und Wechselhaftigkeit fernhält. Er markiert seine Präsenz durch bestimmte, bannhafte Zeichen. Das wichtigste unter ihnen ist der Ring. Eine urtümliche Form des Ringes kommt im Fahnenschwingen zum Ausdruck. Die ewig sich wiederholenden Kreise sind eine gewaltige Banngeste.
Das magische Weltbild des Berglers war unistisch, d. h. die Seele lebte nicht ohne Leib und umgekehrt. Daher herrschte überall Totenkult, Ganzbestattung usw. In dieser Welt strebten die Dinge auseinander: Nichts hatte Bestand, nichts war ein für alle Mal gleich. Alles war einer ständigen Veränderung unterworfen. Aus der blühenden Alp wurde eine Steinwüste, Sännten verschwanden und tauchten wieder auf. Die Kraft, die alles beherrschte, war das bedrohliche Es, das Grauenvolle, das nie eine gestalt annahm, sondern stets unpersönlich blieb..
Mit dem magischen Erleben der Urner verband sich auch christliches Gedankengut. Bannhafte Geste des Menschen vermischte sich mit dem Schutz und Schirm Gottes und seiner Heiligen.
Literatur: Renner Eduard, Goldener Ring, S. 1 ff.; Stadler-Planzer Hans, Geschichte des Landes Uri, Bd. 1, S. 101 ff.; Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 397.

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Walter Bär-Vetsch, Altdorf

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Stand der Arbeiten:
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Nachweise in den Urner Sagen >
in Arbeit

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019