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Palmzweig, Stechpalme
   
Am Palmsonntag segnete die Kirche die Palmzweige von Olivenbäumen oder ersatzweise vom Buchsbaum oder Wachholder. Die Gläubigen nahmen die Palmen mit und hängten sie zu Hause, meist im Herrgottswinkel, auf. Die Palmenzweige galten als mächtig gegen Hexen, bewahrten Haus und Hof vor Blitzen und boten allgemeinen Schutz.

Die Palmsegnung am Palmsonntag durch den Priester erinnerte an den Einzug Jesu in Jerusalem. Doch dahinter steckte ein viel älterer Brauch, der später von der Kirche übernommen wurde. Schon die Kelten glaubten an die helfende Wirkung verschiedener Bäume und berücksichtigten die schädigende Wirkung der Erdstrahlen und der atmosphärischen Energien. Sie schützten sich gegen diese negativen Einflüsse mit allerlei auserlesenen Hölzern. Später schrieb man diese negativen Einflüsse den Hexen zu.

Wenn die Palme von der Kirche heimgebracht wurde, nahm man sie nicht sofort in den Schermen. Man liess sie vorerst vor der Dachtraufe an einem Baum oder am Gartenhag und nahm sie erst an Pfingsten herein. Die am Palmsonntag gesegneten Palmbuschen, die kunstvoll gestaltete Gebilde waren, galten als heil- und segenskräftig. So half das Grün des Palms gegen Hexen und den wilden Jäger. Man befestigte davon am Spiegel, am Kruzifix und unter dem Dach. Schon Paracelsus riet, dass man bei Gewittern davon auf dem Herd verbrannte, damit die Palmen aus dem Kamin rauchten. Wenn man mit dem Palm dreimal um Haus und Stall schritt, konnte weder Fuchs noch Habicht etwas aus diesem magischen Kreis stehlen. Die Asche von verbrannten Palmzweigen verwendete der Priester am Aschenmittwoch zur Austeilung des Aschenkreuzes. Zu Hause verbrannte man die Palme nach einem Jahr am Tag vor Aschenmittwoch. Sie durfte nicht anders beseitigt werden, da sie etwas Gesegnetes war.

War bei einer Kuh im Stall etwas nicht in Ordnung, hängte man die Palme direkt über ihrem Rücken an die Decke. Bei schweren Gewittern verbrannte man Teile davon im Feuer. Mit alten Palmen des Vorjahres entzündete man auch das Osterfeuer in der Osternacht. Man verbrannte die ausgediente Palme, sammelte die Asche und streute diese bei Gewitter und Sturm ins Freie.

Bevor man im Frühling das Jungvieh auf die Alp liess, nahm man einige Palmzweige, die man auf glühenden Kohlen in einer Pfanne verglimmen liess, ging mit der Pfanne in den Stall und räucherte diesen aus, indem man überall herumging und die Pfanne mit den Kohlen und Palmen auch unter die Körper der Tiere hielt. So konnte dem Jungvieh auf der Weide nichts Ungutes passieren.

Im Totenbrauchtum verwendete man Palmbüschel zum Sprengen von Weihwasser und zum Ausräuken der Särge.

Heute werden am Sonntag einzelne gesegnete Palmzweige verteilt. Diese werden zu Hause hinter das Kreuz im Wohnzimmer gesteckt oder im Stall befestigt.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 167 f., S. 441 f. Literatur: : Hofmann Lea, Anhängen, zeigen S. 69; Kälin Detta, Zauberwahn und Wunderglauben, S. 29; Niederberger Hanspeter, Hirtler Christof; Geister, Bann und Herrgottswinkel, S. 140; Wunderlin Dominik, Mittel zum Heil, S. 40; Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 28, 336 ff.

NACHWEISE

«Dass zwei Kühe in eine und dieselbe Kette gebunden angetroffen wurden, ist ein ungemein häufiger Spuk. Man berührt dann die Kette mit einer geweihten Palme, noch häufiger führt man darüber in den drei höchsten Namen mit einem gesegneten Haselzwick den „Kreuzstreich“ aus, oder man schlägt mit einer Mistgabel auf die Ketten.»

«Im Stalle aber, wenn es die Ziegen oder Kühe sog, sodass sie keine oder dreckige Milch gaben (sie sind um dz Ütter chu), streute man Malefizpulver zuvorderst in den Barnen und in die Rischi, wo das Toggeli aus dem Obergaden herabkam, und steckte geweihte Palmen und Haselzwicke auf.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 731, 1438.
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«... da kam bei der Stechpalme ein liebliches, schneeweisses Kind ihm entgegen, gab ihm freundlich das Händchen, dankte ihm für die Taufe und entschwand wieder.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 659.
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«Gewöhnlich hängt man gegen Zaubergewalten und böse Kräfte gesegnete Stechpalmen oder gesegnete Haselzwicke im Stalle auf.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 132.
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«Wenn man merkt, dass jemand vom Toggeli geplagt wird, soll man ihn mit dem Taufnamen anrufen, dann wird er befreit ... Aber man muss den Taufnamen vollständig richtig aussprechen, z. B. nicht Toni, Sepp, Wysi, sondern Antonius, Aloisius, oder wenigstens Anton, Joseph, Alois.»

«Der Bann löst sich, wenn der Bedrückte mit dem Taufnamen gerufen wird.»

«Ruft man einen, der vom Toggeli gedrückt wird, mit seinem Taufnamen, so wird er befreit und erwacht; aber viele meinen, das sei gefährlich, der also Gerufene erwache zu rasch und könne augenblicklich sterben.» «Der Bann löst sich, wenn der Bedrückte mit dem Taufnamen gerufen wird oder mit der Zunge im Munde das Kreuzzeichen macht oder den Namen Jesus ausspricht; Messer, die man in die Wiege der Kinder, die besonders häufig vom Unhold heimgesucht werden, oder in die Zimmertüre, in die Holzwand steckt oder auf die Brust legt, halten das Toggeli ab. Auch die rote Farbe scheut es und Kreuze, die man in die Zimmer- oder Haustüre ritzt. ... hat man früher, um das Toggeli von den Kindern fern zu halten, Malefizpulver unter das Kissen gestreut, und ein Agnus Dei oder ein „Lysäpunggeli“ oder beides zusammen zu Häupten des Kindes an die Wiege gehängt. Im Stalle aber, wenn es die Ziegen oder Kühe sog, sodass sie keine oder dreckige Milch gaben (sie sind um dz Ütter chu), streute man Malefizpulver zuvorderst in den Barnen und in die Rischi, wo das Toggeli aus dem Obergaden herabkam, und steckte geweihte Palmen und Haselzwicke auf.»

«Im Stalle aber, wenn es die Ziegen oder Kühe sog, sodass sie keine oder dreckige Milch gaben (sie sind um dz Ütter chu), streute man Malefizpulver zuvorderst in den Barnen und in die Rischi, wo das Toggeli aus dem Obergaden herabkam, und steckte geweihte Palmen und Haselzwicke auf.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 275, 731, 1438, 1442.
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Walter Bär-Vetsch, Altdorf

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Stand der Arbeiten:
Begriffs- und Themenkatalog fertig
Nachweise in den Urner Sagen >
in Arbeit

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019