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Prozession
   
Das Hinziehen zum Gottesdienst zählte zu den ältesten kultischen Handlungen. Eine Prozession fand immer in Gruppen statt. Ihr Ablauf war stark von liturgischen Formen begleitet: Der Priester im Messgewand, die Ministranten, die Gläubigen, ein Kreuz oder eine Heiligenbüste und oft auch Prozessfahnen, die Erstkommunikanten, die Jungfrauenkongregation, mitunter Sänger und Musik waren Teile der Prozession. Wie bei der Wallfahrt, ging es auch bei der Prozession um ein spezielles Anliegen, zum Beispiel die Fruchtbarkeit der Felder oder die Verschonung vor Krankheit und Unglück. Allen Prozessionen war eigen, dass sie das Göttliche aus dem Sakralraum ins Weltliche hinaustragen. Damit waren sie ein Sinnbild für das göttliche Heil, das zu den Menschen gelangte. Dabei zählten nicht nur die Wegstunden, sondern auch die Anzahl der dabei verrichteten Gebete.

Die christlichen Prozessionen griffen auf antike Vorläufer zurück. Die christlichen Bittprozessionen hatten sich aus den römischen Flur- und Stadtumgängen unter Beibehaltung des gleichen Termins entwickelt.

Bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts fanden in den meisten Urner Dörfern in der Bitt- oder Kreuzwoche (Woche vor Christi Himmelfahrt) Bittgänge und Flurprozessionen statt. Frühmorgens marschierte die Pfarrgemeinde, den Rosenkranz betend, von der Dorfkirche zu einer bestimmten Kapelle, wo die heilige Messe gefeiert wurde. Hinter Kreuz und Fahne folgten die Schulkinder, dann die Erwachsenen und am Schluss der Pfarrer mit der kleinen Wegmonstranz. Nach der Messe verpflegte sich die Festgemeinde im Freien, um gestärkt den Rückmarsch anzutreten, der meist in der Pfarrkirche endete, wo ein Priester zum Abschluss den Wettersegen erteilte. Nach wie vor in den meisten Urner Dörfern wird die Prozession an Fronleichnam (Unser Herrgotts Tag) gepflegt, nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wegen der geänderten Liturgieform in weitaus bescheidenerem Rahmen als bis in die frühen 1960er Jahre. Die Fronleichnamsprozession übertraf punkto Grösse und äusserem Aufwand alle andern Prozessionen. Die Flurprozessionen, Umgang um die Felder genannt, fand vor dem Auftrieb der Tiere auf die Weiden, gewöhnlich vor Pfingsten, statt. Nächtliche Lichterprozessionen fanden in Unterschächen an bestimmten Muttergottestagen, in Bürglen an Allerseelen und in Altdorf am Karfreitag statt.

Der Brauch, das Allerheiligste in einer wertvollen Monstranz unter einem Baldachin, dem Himmel, durch die Dörfer zu tragen, ging auf das 13. Jahrhundert zurück. Neben den Geistlichen und Klosterfrauen nahm an der Prozession stets die politische Behörde teil. Innen schlossen sich in Gruppen die Erstkommunikanten, Schulkinder und Mitglieder religiöser Vereine und Bruderschaften an. Zusammen mit der Dorfmusik und den Gläubigen zog die Prozession durch die Gassen, um an einem eigens für die Prozession errichteten Altar die heilige Messe zu feiern. Die meisten Häuser waren liebevoll mit Kreuzen, frischen Blumen, Heiligenstatuen, Teppichen und Fahnen geschmückt (Hausaltäre). In den letzten Jahren wurde die Route der Prozession verkürzt. Beinahe gänzlich verschwand der einst in nächtelanger Fronarbeit errichtete Schmuck an den Häusern.

Es war nicht einfach, nach volkssprachlichen Kriterien zwischen Prozession, Umgang und Kreuzgang zu unterscheiden. In der Regel war die Prozession ein theophorischer (Gott tragender) Umgang.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 457 ff. Literatur: Bellwald Werner, Wallfahrt und Prozession – betend und bittend unterwegs, S. 71 f.; Imfeld Karl, Volksbräuche und Volkskultur in Obwalden, S. 113; Müller Josef, Aberglaube aus Uri, S. 66.

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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019