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Totenwache
   
Bis in die 1930er-Jahre galt es unter jüngeren Frauen als Ehrensache, bei Schwerkranken und Sterbenden Nachtwache zu halten und am Krankenbett zu beten. Wenn der Pfarrer zur Spendung der Sterbesakramente gerufen wurde, liess der Sigrist die Gemeinde dies durch ein Glockenzeichen wissen. Abkömmliche Kinder, Frauen und ältere Männer begleiteten den Priester und den Sigrist bis vor das Haus des Sterbenden. Die in der Stube (nicht im Sterbezimmer) versammelte Familie betete während der Beichte und der Kommunion des Sterbenden den Rosenkranz. Ein zweites Glockenzeichen verkündete den Hinschied des Mitbürgers und löste bei allen, die es vernahmen, ein erstes, kurzes Gebet für den Verstorbenen aus. Die Hinterbliebenen benachrichtigten die Verwandten und Nachbarn und erwarteten, dass ihnen das Beileid bekundet und im Zimmer des inzwischen aufgebahrten Toten die fünf Vaterunser zu Ehren der fünf Wunden Jesu gebetet wurden.

Die Trauerfamilie benachrichtigte eine Frau (in seltenen Fällen einen Mann). Sie musste die Totenwache halten. Eine solche Person (oder auch mehrere) gab es in jedem Dorf. Die Leiche blieb damals zuhause im Sterbebett und wurde erst am Abend vor der Beerdigung eingesargt. Der Grund dafür lag u. a. darin, dass der Schreiner zuerst einen Sarg nach Mass machen musste, was ohne Maschinen einige Zeit dauerte. Während der Zeit, da eine Leiche in ihrem Totenbett lag, sass daneben die Totenwache und betete. Die Frau, die Totenwache hielt, nannte man Bätteri.383 Die Totenwache war wohl als Schutzmassnahme für oder gegen den Toten gedacht. Dies bezeugten Sagen, die von Toten berichteten, die sich plötzlich erhoben. Eine andere Begründung ging dahin, dass man die Toten vor bösen Geistern schützte. Die Wache sollte vor allem verhindern, dass der Teufel die Leiche raubte.

Am Abend trafen sich die Anwohner zur gemeinsamen Totenwache im Trauerhaus. Für die ausdauerndsten Beter zog sich diese weit über Mitternacht hinaus. Unter allen Gebeten galt der Rosenkranz als das für den Verstorbenen wirksamste Gebet. Als in den 1950er Jahren die Gebetsleistungen bei einer Totenwache abnahmen, wurde sie in die Pfarrkirchen oder in hierfür geeignete Kapellen verlegt.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 580 f. Literatur: Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 407; Senti Alois, Das brauchtümliche Beten, S. 70.

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Walter Bär-Vetsch, Altdorf

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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019