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Verpflöckung
   
Verpflöcken bedeutete nichts anderes als einsperren. Man wollte das Böse, das Übel, die Krankheit irgendwo verbannen.

Versagten andere Mittel oder wurde der Geist zu einem eigentlichen Plaggeist, half seit dem Altertum der Bann. Der Banner zwang den Geist unter seinen Willen und schloss ihn ein. Nicht jeder war für das Verpflöcken fähig. Besonders wirkungsvoll galten bei den Menschen Ordensbrüder, die auf Feuer und Geister geweiht waren. Es gab aber auch weltliche Geisterbanner. Da man aber annahm, dass diese Gespensterbeschwörer im Gegensatz zu den geistlichen ihre Zauberkraft aus dem Teufelsbündnis bezogen, wurden sie verfolgt. Sie mussten ihr Handwerk im Geheimen ausführen. Dabei riskierten sie Kerker oder gar den Tod.

Wenn sich trotz magischer Schutzzeichen im Haus Geister einnisteten und den Bewohnern Krankheiten brachten, rief man einen Geistlichen zu Hilfe. Besonders den Kapuzinern sprach man die Fähigkeit zu, selbst die hartnäckigsten Dämonen mit Gebeten und geweihtem Wasser beschwören und in ein Bohrloch verbannen (verpflöcken) zu können. In Papier oder Stoff wickelte man Segenstexte und Unheil abwehrende Kräuter. Diese Päckli legte man unter die Türschwelle oder stopfte sie in vorgebohrte Löcher. Im Schadenzauber nannte man ähnlich verschnürte Pakete «Beschreipäckli». Darin verknüpfte man Fingernägel, einen Knopf des Kleides oder Haare des Menschen, den man beschreien (schaden) wollte. Relikte dieser schutzmagischen Handlungen fanden sich häufig bei der Renovation alter Bauernhäuser.

Verpflöckungen waren also Bohrlöcher in der Wand, in Türpfosten oder -schwellen, in die man Geweihtes oder einen Fluch hineinlegte und mit einem Holzzapfen verschloss (verpflöckte). In die Löcher tat man verschiedene Gegenstände: Zähne, beschriebene oder bedruckte Papiere, Stoffstücke, Haare, Pflanzenreste, Fingernägel, geweihte Zeichen oder Ähnliches. Auch Segenssprüche oder Gebete wurden in das Loch gesprochen und dann verpflöckt. Oft war mit dem Holzzapfen ein Haarbüschel oder ein Hanfstück gut sichtbar eingeklemmt. Diese Hanf- oder Haarbüschel von einem Ziegenbock, die neben dem Holzzapfen aus der Holzwand heraushingen, nannte man des Teufels Schwanz. In der Glaubensvorstellung hiess das Verpflöcken, dass das plagende Übel im Loch, der Schwanz als Beweis sichtbar war.

Die im Haus spukenden Geister quälten die Menschen, indem sie ihnen den Schlaf raubten oder Krankheiten verursachten. Nach altem Glauben wurde der Mensch nicht einfach krank, sondern die Krankheit nahm von ihm in der Gestalt eines Dämonen Besitz. Um die Kraft der Krankheitsdämonen zu brechen, wurden auch sie in Bohrlöcher verbannt. Hanffasern aus Verpflöckung deuteten darauf, dass in dieses Loch einst ein nachts auftretender Druckgeist gesperrt wurde.

Nicht nur im Haus und Stall wurde verpflöckt. Krankheiten verpflöckte man in besondere Bäume. Bei Zahnweh, Fieber, Gicht und Viehkrankheiten verpflöckte man Haare des Erkrankten in den jungen Weidenbaum.

Diese Art von Geisterbann hatte seinen Ursprung vermutlich im Totenkult. Der Mensch wurde durch den Tod ein dämonisches Wesen, das die Ruhe und das Wohlbefinden der Überlebenden zu stören versuchte. Mit zahlreichen Bräuchen bei Todesfällen wollte man die Wiederkehr der Toten verhindern.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 595. Literatur: Niederberger Hanspeter, Hirtler Christof, Geister, Bann und Herrgottswinkel, S. 34, 45 ff.; Lussi Kurt, homepage www.kurtlussi.ch (2016).

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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019