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Versehgang (Verwahrgang)
   
Wird die Krankensalbung Sterbenden gespendet, so wird der Kranke, soweit er hierzu jeweils noch in der Lage ist, auch mit den Sakramenten der Busse (vor der Krankensalbung) und der als Wegzehrung gespendeten Kommunion (nach der Krankensalbung) versehen (daher der Name «Versehgang»). Gemäss vom Papst erteilter Vollmacht spendet der Priester zusätzlich den mit vollkommenem Ablass verbundenen apostolischen Segen. Ist der Sterbende nicht gefirmt, kann ihm der Priester auch dieses Sakrament spenden (Sterbesakrament). Versehgang oder Verwahrgang war somit der Gang des Priesters mit einem Begleiter (Sigrist, Ministrant) zu einem Kranken oder Sterbenden, dem erwähnte Sterbesakramente gespendet werden sollten.

Der Weg zum Haus der Sterbenden, war öffentlich, somit letztlich auch das Sterben. Der Priester (mit Versehkreuz und Hostie) und sein Sigrist (mit der Laterne) machten sich zu Fuss auf den Weg, ein Glöcklein machte allen klar, worum es bei diesem Zug ging.

Wenn die Versehglocke läutete, begab man sich aus dem Haus an die Strasse, um dort hinzuknien und den Segen des vorübergehenden Priesters zu erhalten. Dieses Hinausknien war eine schwere Gewissensverpflichtung. Das Volk beachtete es als eine besondere Gnadenangelegenheit, den Segen mit dem Allerheiligsten zu bekommen. Ältere und kranke Leute kamen ans Fenster, um den Segen zu erhalten.

Bis 1931 trug in Altdorf der Pfarrer oder Pfarrhelfer die heilige Wegzehrung in einer kostbaren gotischen Monstranz in öffentlichen Versehgängen zu den Sterbenden, mit der Laterne und dem Glöcklein begleitet.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 597 f. Literatur: Lehner Esther, Sterben und Tod, S. 100; Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 425; Muheim-Büeler Josef, Domus, S. 382; www.wikipedia.de (2019).

NACHWEISE

«Es war junge Fastnacht. Eine Schar „Boozi" (Masken), unter ihnen ein Drapoling (eine Maske mit Sehellenkleidern), tollte von Amsteg her durch die „Gründe" gegen Silenen zu. Da, wo der Weg anfängt aufwärts gegen die Landstrasse zu steigen, begegnet ihnen ein Priester mit dem Allerheiligsten, das er zu einem Schwerkranken trägt als letzte Wegzehrung. Alle Boozi nehmen ihre Larven ab und knien nieder. Nur der Drapoling kann sich nicht dazu bequemen, sondern flieht davon und versteckt sich in dem nahen Gädemli. Er kam nie mehr zum Vorschein. In dem Gädemli aber ist's nicht geheuer; oft hört man drinnen ein grässliches Gepolter und Sehellengerassel.
Als einst eine etwas angeheiterte Gesellschaft an dem berüchtigten Gädemli nachts vorbeischlenderte, anerbot. sich einer, mit dem Gespenst zu häägglen, und trotz Abmahnens der Kameraden ging er hin, klopfte an das Gädemli und forderte den Drapoling heraus. ,Aber mit dem sygs äu nu trochälechtig (gar rasch) wider chu! A b'hiet-is, der syg doch chu wie z'flygädä vo dem Gädäli äwägg!

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 823.
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«An einem Schmutzigen Donnerstag geschah es zu Erstfeld, dass zwei Drapolinge einem Geistlichen begegneten, der auf einem Versehgang begriffen war. Der eine von ihnen zog die Larve ab und bezeigte die gebräuchliche Reverenz, der andere hingegen - ,,der wiescht Pleger!" - nahm einen Luftsprung, rasselte mit seinen Schellen, kehrte dem Priester den Rücken und klopfte sich den Hintern. Aber die gerechte Strafe Gottes erreichte ihn. Die Larve konnte nicht mehr vom Gesichte entfernt werden, auch nicht, als man den Spötter nach Einsiedeln brachte. Später verbrannte er mit samt seinem Häuschen.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 825.
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Stand der Arbeiten:
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Nachweise in den Urner Sagen >
in Arbeit

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019