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Fronfasten («ds altä Wuchä»)
   
Fronfasten waren vierteljährliche Fastenzeiten (Quatemberfasten). Sie traten am Mittwoch, Freitag und Samstag der vorösterlichen Fastenwoche, der Pfingstwoche, der dritten Woche im September sowie der dritten Adventswoche ein. Die Kirche schrieb in der jeweiligen Quatemberwoche mittwochs, freitags und samstags das Fasten vor. Bemerkenswert war, dass das Volk den Donnerstag der jeweiligen Fronfastenwoche oft nicht vom Fasten ausliess. Das mochte sich damit begründen, dass der Freitag ohnehin Fasttag war, so dass es dann vier Tage hintereinander kein Fleisch zu essen gab. Das war in den meisten Fällen nicht schlimm, weil es in den damaligen einfachen Verhältnissen viele Familien gab, bei denen nur sonntags Fleisch auf den Teller kam.

Die Fronfasten hatten einen sehr hohen Stellenwert. Es wurde äusserst streng auf deren Einhaltung geachtet. Sie begannen jeweils am Mittwoch nach dem Aschenmittwoch, nach Pfingsten, nach Kreuzerhöhung (14. September) und nach dem Tag der heiligen Luzia (13. Dezember). Der Beginn der Fronfasten war in den alten «Brattigen» (Hauskalendern) wie die Sonn- und Feiertage rotgedruckt vermerkt.

Aus Volkssicht lag das Schwergewicht auf der Fronfastenwoche nach dem Luziatag, im Advent, in jener Zeit also, da es der Wintersonnenwende entgegenging und die Geister grosse Freiheit hatten. Sprach das Volk von den Fonfastennächten, meinte es in der Regel die Nächte nach dem Luziatag. Die Nacht vor dem Mittwoch nach dem Luziatag war in gewissen Regionen der Schweiz als Stäggelenacht bekannt.

Die Fronfasten waren an vielen Orten Termine für Amtshandlungen und sich vierteljährlich wiederholende Verrichtungen. In vielen Häusern war es Brauch, an Fronfasten die Zimmer auszubräuken. Leute, die während den Fronfasten geboren waren, nannte man Fronfastenkinder. Ihnen sagte das Volk nach, dass sie Geister sähen oder mehr konnten; Fronfastenkinder fühlten die Armen Seelen. Das Volk meinte auch, dass die Fronfastentage gut für die Erlösung der Armen Seelen waren.

Die Fronfasten galten als besonders gefährlich. In diesen Tagen waren die Geister am unruhigsten und aufsässigsten. Hexen ergaben sich dem Teufel. Sie fuhren zum Tanz, hoppelten als gespenstische Hasen herum und zauberten denjenigen Krankheiten an, die nach dem Einnachten noch unterwegs waren. Diese Begegnungen blieben in der Regel ohne Folgen. In Gefahr war der Mensch erst dann, wenn die Gestalten dem Vorübergehenden den Weg versperrten, ihn anredeten, ansprangen, auf ihm ritten oder mit ihm rangen. Dann wurde er krank. Die Symptome waren gewöhnlich Fieber und geschwollene Köpfe. Entstand daraus ein Siechtum, das über Wochen oder Monate anhielt, war der Kampf verloren und der Tod nahte.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 195 ff. Literatur: www.kurtlussi.ch (2016); Iten Karl, Stadler Emil; Zeitungsserie «Rings um ds Ürner Chuchigänterli», in: GP Nr. 18, 2.5.1970.
Fotos: Bäume im Huon, Altdorf (Rolf Gisler Jauch, 2019/20).

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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019