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Dachtraufe
   
Der äusserste Bannkreis bildete der Dachvorsprung. Bevor Dachrinnen (Dachkennel) im Gebrauch waren, tropfte (träufelte) das Regenwasser auf den Boden und zeichnete eine Spur, die Dachtraufe. Diese Linie trennte die private Sphäre von der Aussenwelt; sie war die magische Grenze ausserhalb der Hauswand. Innerhalb der Dachtraufe stand man im Schutzbereich des Hauses. Geister konnten nicht weiter als bis an die Dachtraufe herankommen. Das Überschreiten der Dachtraufe galt als Hausfriedensbruch.

Wer sich nicht in den Machtbereich der bösen Geister begeben wollte, ging nicht über die Dachtraufe hinaus. Wer dies tat, vor allem wer es mutwillig tat, hatte mit Folgen zu rechnen. Über einen, der in der Kirche verkündet war, hatten die bösen Geister nach Betzeitläuten ausserhalb der Dachtraufe besondere Macht. Bevor eine Wöchnerin die Aussegnung erhalten hatte, wagte auch sie sich nicht vor die Dachtraufe. Es konnte ihr etwas Böses widerfahren. Um sich gegen Blitz zu schützen, legte man beim Herannahen eines Unwetters eine Sense vor oder ein Ei in die Dachtraufe.

In Bauernhäusern war es Brauch, die Nachgeburt eines Kindes im Keller zu vergraben, um sie vor feindlichen Mächten zu schützen. Wo sich dies nicht machen liess, wählte man zum Vergraben einen Platz in Hausnähe.332 Dieser Platz musste innerhalb des Bereichs der Dachtraufe sein, meist unter der Dachtraufe selbst, dort, wo an der Hausecke das Wasser am reichlichsten aus dem Holzkennel tropfte. Es waren in diesem Brauch zwei Vorstellungen verknüpft: die Vorstellung vom Schutz des Heims auf alles, was dem Menschen gehörte, und die Vorstellung von der schützenden und bewahrenden Kraft des Wassers. Denn nur im Wasser sollte man einen Schatz verbergen, und nur unter dem Wasser blieb er den Blicken des Suchers verborgen. Dieser Gedankengang wurde denn auch auf die Nachgeburt übertragen, deren grosse magischen Werte man keineswegs gerne in den Händen anderer wusste. Ja, das Verhalten bei ihrer Beseitigung wurde sogar als Prüfstein für die Rechtsgläubigkeit angesehen. Ein Familienvater, der die Nachgeburt in die Gülle warf, war kein Katholik.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Aus einer anderen Welt, S. 116 ff; Literatur: Niederberger Hanspeter, Hirtler Christof, Geister, Bann und Herrgottswinkel, S. 32-33; Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 113.

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Walter Bär-Vetsch, Altdorf

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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019