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Benediktusmedaille, Benediktuspfennige
   
Die Benediktusmedaille (Benediktuspfennig oder Benediktuskreuz) genoss eine grosse Bedeutung und Verehrung, obwohl die Kirche sie zeitweise ablehnte.

Da man sich dauernd zwischen der Welt des Guten und der Welt des Bösen, des Teufels, zu entscheiden hatte, brauchte man Hilfe, um nicht in Versuchung zu geraten. Der Benediktuspfennig enthielt dafür den Benediktussegen, drei Beschwörungsformeln gegen den Teufel: «Das heilige Kreuz sei mir Licht.», «Nicht der Drache (der Teufel) sei mein Führer!» und «Weiche zurück, Satan, nie rate mir Eitles. Übel ist, was du bietest – trinke selbst das Gift!» Hinzu kam oft der Zachariassegen (Normalerweise jedoch stand dieser allein auf einem Objekt, z.B. auf den Balken eines Metallkreuzes.).

Die Medaille stammte aus sehr alter Zeit. Höhere Weihe und grössere Ausbreitung erlangte sie erst, nachdem der elsässische Kleriker Bruno, der spätere Papst Leo IX. (1002 bis 1054), durch sie von böser Krankheit geheilt worden war. Die Kirche stufte die Benediktusmedaille als Amulett ein. Deshalb wurde sie immer wieder verboten und im 17. Jahrhundert auf den Index gesetzt. Dennoch waren die Benediktuspfennige beliebt. In der Breve vom 12. März 1742 verlieh Papst Benedikt XIV. allen, die diesen Pfennig bei sich trugen, zahlreiche Ablässe.

Viele Metallanhänger waren als Münzen geprägt. Man erwarb sie auf Wallfahrten als Gnadenpfennige oder Wallfahrtsmedaillons oder liess sie sich von dort mitbringen. Durchwandernde Franziskaner- oder Kapuzinermönche schenkten sie den Leuten auf der Strasse.

Die Benediktusmedaille zeigte auf der Vorderseite den heiligen Benedikt, manchmal mit den Attributen Kreuzstab und Giftbecher. Darum herum oder auf der Rückseite befand sich der Benediktussegen. Für das gewöhnliche Volk waren die vielen Buchstaben unverständlich und geheimnisvoll. Die so verschlüsselten Gebete und die Anordnung im Kreis glichen den Beispielen aus der Ring- und Buchstabenmagie und unterstützten den Glauben an die Zauberwirkung dieses Amuletts.

Eine geweihte Benediktusmedaille galt als sehr starkes Zeichen gegen Hexen und Dämonen, half gegen Teufelswerk und den magischen Zauber. Sie schützte vor Besessenheit und sorgte dafür, dass den Tieren keine Krankheiten angezaubert wurden und das Buttern gelang. Sie zerstörte Gift, schützte vor Pest, Steinleiden, Seitenstechen, Fallsucht, Blutspeien und Feuer, verhalf zur leichten Entbindung und entkräftete alle Einwirkungen des Teufels. Kranken gab man Wasser zu trinken, in das man eine Medaille eingetaucht hatte. Unbussfertigen Sterbenden legte man sie unter das Kopfkissen oder brachte sie wenigstens auf eine andere Weise in ihre Nähe. Die wunderbare Wirkung der Medaille dehnte sich sogar auf Haustiere und Gewächse aus. Dem bösen Geist war sie ein unüberwindlicher Gegner, wie es sich schon oft bei Spuk, Besessenheit und spiritistischen Gaukeleien erwiesen hatte. Eine Benediktusmedaille und geweihtes Salz musste man in der Türschwelle des Stalles verpflöcken, wenn das Vieh verhext war. Das Ganze wurde verschlossen (verpflöckt) mit einem Pfropfen, worin drei Kreuze geschnitten waren.

Die Benediktuspfennige waren sehr beliebt als Schlüsselanhänger. Man trug sie um den Hals, nagelte sie an Türpfosten, legte sie in die Geldbörse, hing sie an den Rosenkranz, an die Wiege des Kindes, an das Drehbutterfass, an den Glockenriemen der Kühe und grub sie an vom Hochwasser oder Lawinen gefährdeten Stellen ein.

Benediktuspfennige brachte man über den Türen oder unter der Schwelle des Wohnhauses oder seiner einzelnen Räume, in Stallungen, Fabrikräumen oder an andern gefährlichen Orten an, versenkte sie in die Fundamente neuer Bauten und befestigte sie an Dachfirste (oder in ganzen Segenskonglomeraten zum Blitzschutz in Kirchenspitzen), damit keine Hexe ins Haus kommen konnte.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Kraft aus einer andern Welt, S. 81 ff. Literatur: Kälin Detta, Zauberwahn und Wunderglauben, S. 39 f. Lussi Kurt, www.kurtlussi.ch (2016); Niederberger Hanspeter, Hirtler Christof; Geister, Bann und Herrgottswinkel, S. 45, 90 f. Schütz Markus, Gebrauchsgegenstände zum Glauben, S. 126 f. «Suisse Primitive», Forum der Schweizer Geschichte Schwyz (Museumsführer 2002); Wunderlin Dominik, Mittel zum Heil, Seiten 14 ff.

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Walter Bär-Vetsch, Altdorf

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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019