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Bestattungsritual
   
Im Umgang mit dem Tod nahm das religiöse Bestattungsritual den wichtigsten Platz ein. Zum Bestattungsritual gehörten die Aussegnung, die Überführung des Leichnams in die Kirche, die eigentliche Messe, die Bestattung auf dem Friedhof sowie das Gedächtnis an den Toten. Der Wandel in den verschiedenen Bestattungsordnungen über die Jahrhunderte wurde stark von den Bemühungen geprägt, die soziale Ungleichheit zwischen Verstorbenen durch die Aufwendigkeit der Zeremonien auszugleichen oder abzuschwächen. Denn die Art des Totengeläutes, die Grösse und der Aufwand des Trauerzuges, die Art der Grabmäler und viele Details mehr spiegelten den Stand des Verstorbenen und der Trauerfamilie.

Man wollte zu Hause sterben und wünschte sich einen langsamen Tod. Für die Gläubigen war es wichtig, dass ein Sterbender vor seinem Tod die Sterbesakramente empfangen hatte. Nach dem Eintritt des Todes wurde dem Verstorbenen ein dunkler Anzug angezogen, oft sein bestes Gewand.

Zur Totenwache erschienen die Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn. Vielerorts brannte eine Kerze im Zimmer, wo der Tote aufgebahrt lag (Totenlicht). In dieser Zeit kamen die Leute der Umgebung zu Kondolenzbesuchen vorbei und halfen damit, die individuelle Trauer der Angehörigen mitzutragen.

Für die Beerdigung wurde der Sarg im Begleitzug auf den Friedhof getragen. Es handelte sich dabei um einen öffentlichen Akt, wobei man den Gefühlen der Trauer freien Lauf liess. Der Tote wurde im Trauerhaus abgeholt und auf den Friedhof begleitet. Der Trauerzug betete unterwegs den Schmerzhaften Rosenkranz. Am offenen Grab folgte die Andacht zu den Fünf Wunden Jesu. Bei der Bestattung entfalteten sich eindruckstarke Rituale in liturgischen Gewändern und mit Kerzen und Weihrauch. Nach der Beisetzung und dem Besuch der Kirche fand das Leichenessen statt.

Wichtige Momente des Trauerns und des Erinnerns vollzogen sich nach der Bestattung. Mit Gedenkmessen am Siebten und Dreissigsten sowie mit der Stiftung von Jahrzeitmessen gedachte man des Verstorbenen. Solche Messstipendien und Altarstiftungen bildeten eine Haupteinnahmenquelle für den Klerus. Dem Wunsch nach Gebeten für das Seelenheil verdankten mitunter Klöster ihre Gründung und Weiterexistenz.

Autor: Bär-Vetsch Walter, Kraft aus einer andern Welt, S. 87 ff. Literatur: Senti Alois, Das brauchtümliche Beten, S. 70; Lehner Esther, Sterben und Tod, S. 104.

NACHWEISE

«Vom Wyler bis zur Pfarrkirche in Erstfeld sind vier „Lychghirmänä“, das heisst durch Feldkreuze oder Helgenstöckli bezeichnete Stellen, wo die Leichenzüge anhalten und beten. ... Wie er der Lychghirmi beim Hofacher sich nähert, sieht er bei ihr einen Leichenzug. Deutlich schaut er den schwarzen Sarg im bleichen Mondlicht; ... und die Leichen- und Kreuzträger waren jene, die der nächtliche Wanderer bei der Lychghirmi gesehen hatte.»

«... als der Mann auf seinem Heimwege die Lychghirmi beim Tosenden Stein erreicht hatte und im Begriffe war, vor dem Kreuze daselbst den Hut zu ziehen, ...»

«... trugen die Meier die Leiche eines Talmanns nach Wassen, um sie dort bei ihrer Pfarrkirche der geweihten Erde zu übergeben. Bei der Lychkirmi auf der Schanz setzten die Träger ihre Last nach altem Herkommen ab und das Volk betete „Fyfi“.»

«Beim St. Antoni Kapellchen stellten sie altem Brauche gemäss die Leiche ab und beteten Fünfe für die Seelenruhe des Abgestorbenen.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 629 1, 689, 750 1 und 1513 a.
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«Nach und nach hat man angefangen, die Toten nicht mehr in Leintücher einzunähen, sondern sie mit ihrem Gewand zu bekleiden, damit sie beim Wandlen ungehindert einherschreiten können.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1126.
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«Man liess ihm die Sterbeglocke läuten und Trauergottesdienst halten.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1305.
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«... und erst, als man für ihn den Siebenten hielt, erschien er plötzlich wieder in der Kirche und schritt mit den Leidtragenden im Opfergang einher, ohne zu wissen, dass es ihm selber galt.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1305.
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«Bei der Beerdigung eines Verstorbenen spricht der amtierende Geistliche, wenn er nach katholischem Ritus die drei Erdschollen auf den Sarg wirft, drei Worte über die Leiche: „Dü sollst nicht mehr widerkommä, dich nimmä la gseh und nimmä la sächä!“ (La gseh und la sächä sind eine Tautologie.)»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1104.
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«Am folgenden Tage kam eines der Seinen von daheim mit der Nachricht, es sei die letzte Nacht das jüngste Kind gestorben, und nahm gerade jene Traggabel mit heim, um darauf die Leiche des Kindes zur Kirche in Silenen zur Beerdigung zu tragen.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 626.
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«... die Leiche in den Wald wegzutragen, die im Beinhaus aufgebahrt war und am nächsten Tage sollte begraben werden.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 750 2.
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«... im Gegensatz zum Urner Brauch, nach dem die Leute scharenweise sich um ein Sterbebett drängen.»
Müller Josef, Märchen, Sagen, Schwänke, Legenden aus Uri, Nr. 115.
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Walter Bär-Vetsch, Altdorf

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Stand der Arbeiten:
Begriffs- und Themenkatalog fertig
Nachweise in den Urner Sagen >
in Arbeit

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019