RELIGION UND GLAUBEN

Allgemeines Kirchengeschichte Volksfrömmigkeit Sakralgebäude Sakrale Gegenstände Kirchenmusik Religiöse Vereine

KATHOLISCHE KIRCHE

Papsttum Bistum Dekanat Pfarreien Landeskirche Kirchgemeinden Ordensgemeinschaften Kirchliche Personen Heilige Patrozinien Feiertage Sakramente Ritual Bruderschaften

REFORMIERTE KIRCHE

Landeskirche Kirchgemeinden Kirchliche Personen Feiertage Sakramente

ANDERE GEMEINSCHAFTEN

Andere Konfessionen Freikirchen

Register der Volksfrömmigkeit



Bittgänge
   
Bitt- und Kreuzgänge waren vor dem Zweiten Weltkrieg in allen Pfarreien für alle Haushaltungen eine beliebte volkskatholische Gepflogenheit. Die Pfarreiangehörigen nahmen in grosser Zahl daran teil. Die Bittgänge brachten dem Landvolk eine nicht alltägliche Abwechslung. Das Vortragkreuz und eine Prozessionsfahne wurden mitgetragen. Früher wurden in der Bittwoche, in der Woche mit Christi Himmelfahrt, in manchen Gemeinden (vor allem im Schächental) jeden Tag ein Bittgang zu verschiedenen Kapellen durchgeführt. Man scheute sich nicht, recht lange Wege unter die Füsse zu nehmen. Je länger der Bittgang, desto verdienstlicher war die Teilnahme. Man betete auf dem Weg wohl Rosenkränze und Litaneien, aber es wurden auch Betpausen eingeschaltet, vor allem auf beschwerlichen Wegstücken. Nicht nur das Gebet, sondern auch die Betpausen waren beim Volk beliebt. Man schätzte die Gelegenheit, mit andern Leuten ins Gespräch zu kommen.

Noch in den 1950er Jahren gab es in verschiedenen Pfarreien den Schallenträger, der die Bittgänge anführte und etwa fünfzig Meter vor dem Ziel kräftig die Glocke läutete.

Das Volk wusste über den Ursprung der Bitt- oder Kreuzgänge nur vage Bescheid: Kreuzgänge waren Sühnegänge; Buss-, Flur- oder Bittgänge sollten Heimsuchungen wie Unwetter, Wassernot, Feuersbrunst, Krankheiten und in früheren Zeiten Pest, Hungersnot, Teuerung oder Krieg abwenden. In der Regel lag der Unterschied zwischen Kreuz- oder Bittgang und Prozession darin, dass bei der Prozession das Allerheiligste in der Monstranz mitgetragen wurde. Der Ausdruck Kreuzgang kam daher, weil dem Bittgang der Gläubigen ein Kreuz vorgetragen wurde (das in jeder Kirche vorhandene Vortragskreuz, oft eine kunstvolle Silberschmiedearbeit).

Autor: Bär-Vetsch Walter, Kraft aus einer andern Welt, S. 97 f. Literatur: Muheim-Büeler Josef, Domus, S. 346; Zihlmann Josef, Volkserzählungen und Bräuche, S. 283 f.

NACHWEISE

«Zwei Jungfrauen aus dem Ried ob Amsteg gingen in den Stäubenwald „z'Helgä.“»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 574
-------------------------
«Da machten sie mit dem Priester eine Prozession oder einen Bittgang bis zu diesem Stein, und dort gab der Priester den Segen, und jede Familie liess ihr Zeichen einhauen. Seitdem zog sich der Gletscher wieder zurück.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 47.
-------------------------
«Sowohl bei der Zwyerkapelle als auch beim Kapellchen am Hause in der Kreuzmatte, jetzt Gasthaus zum Bahnhof, macht, jedenfalls seit altem, die feierliche Flurprozession an Christi Himmelfahrt Halt, und der Priester erteilt hier den Segen.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 52.
-------------------------
«Die Seedorfer sahen oft nachts ganze Bittgänge von Menschengestalten, die alle je ein Lichtlein in den Händen trugen, von Bolzbach herkommen. Sie dachten, es seien Arme Seelen.»

«Es (ein altes Mädchen) ging nachts aus wie am Tage, ohne sich zu fürchten, und es kamen dann oft Arme Seelen ihm entgegen, manchmal ganze Bittgänge. Auf dem Kreuzwege bei der Attinghauserbrücke sah es ihrer ganze Scharen.»

«.... das tönte, wie wenn ein Bittgang daherkäme ... Richtig, da kam ja eine rechte Prozession des Weges, wenn auch Kreuz und Fahne fehlten. Voraus schritt ein Schellenmann in kurzen Hosen und weissem Hemd. Ihm folgte ein Fraueli im Reifrock, diesem ein Priester im Chorhemd, dann kamen die verheirateten Männer und Frauen, hierauf die Ledigen, zuletzt, statt zuerst, wie es sonst bei einem richtigen Bittgang Brauch ist, die kleinen Knaben und Mädchen.»

Müller Josef, Sagen aus Uri, Sagen 455, 1027 und 1388.
-------------------------
«Jetzt wurde es den Urnern doch angst, und an einer Landsgemeinde beschlossen sie, mit Kreuz und Fahnen auf den Gotthard zu ziehen und den Föhn herbeizubitten. In Prozession zogen sie auf den St. Gotthard, knieten dort nieder und beteten mit ausgespannten Armen.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 1542.
-------------------------
«Er ging also mit ihm, aber, o Jeerä! erlöst hat er's nicht. Sogar mit Kreuz und Fahne (d. h. prozessionsweise) ist man bis vor die Balm gezogen, aber es war umsonst.»
Müller Josef, Sagen aus Uri, Sage 387 5.
-------------------------

 
VOKLSGLAUBEN

Glauben, Aberglauben, Magie
Volksfrömmigkeit, Übersicht 
Volksfrömmigkeit, im Detail

Wochentage
Heilpflanzen
Farben
Zahlen

DAS NACHSCHLAGEWERK

Kraft aus einer anderen Welt
Zeichen und Handlungen des Volksglaubens und der Volksfrömmigkeit in Uri
Walter Bär-Vetsch, Altdorf

> pdf-Format
> Walter Bär im Porträt



Das Werk von Walter Bär ist im URIkon bereits als pdf-Formular vorhanden und kann heruntergeladen werden.
> pdf-Formular

Zusätzlich werden die einzelnen Themen in die Datenbank des URIkon eingelesen und können dann von verschiedenen Sachgebieten eingelesen werden. Die einzelnen Themen werden laufend mit Bildern ergänzt.

Stand der Arbeiten:
Begriffs- und Themenkatalog fertig
Nachweise in den Urner Sagen >
in Arbeit

 

Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 1.6.2019