FASNÄCHTLICHES URI

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Katzenmusik in den Urner Dörfern  

Katzenmusik in Göschenen



1894 wurde in Göschenen der Schmutzige Donnerstag mit einer respektablen Katzenmusik eröffnet. Im Jahre 1903 berichtete der Korrespondent des «Urner Wochenblatts» aus Göschenen, dass die Buben früh am Morgen so «wüste Katzenmusig» gemacht haben, dass er nicht mehr im Bett hätte bleiben können. Schlaftrunken kam er zum Urteil: «Vorher macht man Katzenmusig, nachher hat man Katzenjammer. Ich mag beides nit; drum blibi deheim...» Die Katzenmusik überlebte die Jahre des Ersten Weltkriegs und wurde tüchtig in den 1920er-Jahren gespielt. Die «Konzerte» waren jedoch «ohne System». An der Katzenmusik nahmen Erwachsene und Kinder mit den verschiedensten Instrumenten wie «Tryychlä», «Schällä», Benzinfässer sowie Pfannendeckel teil. Die Petrol- und Benzinfässer hatte man teilweise «gstipizt». Das Frühkonzert begann nach dem «Betenläuten» um 6 Uhr. In Göschenen wurden in die Tour der Katzenmusik auch die Eisenbahnanlagen einbezogen. Unter dem Bahnhofperron hatte es jeweils speziell «gut getönt». Bei strengen Wintern, wo der Schnee meterhoch lag, konnte jeweils nur hintereinander marschiert werden. Das frühmorgendliche Konzert hatten auch in der Folge nicht alle Einwohnerinnen und Einwohner gleich gut «vertreit». So wurde etwa der «Seichhafen» aus dem Fenster geleert, was die Katzenmusikanten wiederum zu noch mehr Lautstärke animierte.





Lehrer Hans Ziegler brachte gegen Ende des Zweiten Weltkrieges Leben in das Dorfgeschehen von Göschenen. Er war Musikdirektor und leitete den Kirchenchor. Er begann auch das fasnächtliche Geschehen zu organisieren. So schrieb er den Bourbaki-Marsch in einer abgeänderten Fassung nieder. Sein Kommentar soll gelautet haben: «Miär wènd nyt dä Chrepfä nachämachä!» Im Schulhauskeller fanden nun auch Proben statt. Im Jahre 1943 trat die Katzenmusik zum erstenmal in der neuen Form auf. Instrumente waren nun hauptsächlich Trompeten, Trommeln und Pauken sowie «Tryychlä». Am Morgen des Schmutzigen Donnerstags fand man sich zum «ordentlichen Morgenrummel» zusammen. Im Kriegsjahr 1944 wurden die neuen Töne der Katzenmusik in eine dauernde Organisation verpackt. Am Mittwochabend war bereits Inspektion und es wurde eine Probe abgehalten. Punkt 5.30 Uhr setzte sich dann bei grimmiger Kälte ein langer Zug mit «forte-fortissimo» in Bewegung. Es tönte und krachte, schellte und hornte, so dass bei jedem, zufolge heldenhafter Verteidigung der verschiedenen Musikinstrumente, das Quecksilber über dem Gefrierpunk stand. Nach zweimaligem Marsch durch das Dorf gab es im Restaurant «Drei Eidgenossen» eine Mehlsuppe für die älteren und eine von privater Seite gespendete «Biiräweggä» für die jüngeren Semester. Nach dieser Stärkung schritt man an die Gründung des Fasching-Clubs. Man war sich schnell und einhellig einig und in fünf Minuten wurden die vorbereiteten Statuten genehmigt. Der Verein war gegründet. 1947 fand die Eröffnungskatzenmusik am Mittwochabend um 20.15 Uhr statt. Alle Lichter löschten aus; grosse Laternen mit bunten Bildern leuchteten. Beim Bahnhofbuffet erfolgte die fröhliche Weihe des neuen Banners. Am Donnerstagmorgen war wiederum Katzenmusik. Das Frühorchester wurde von Kindern unterstützt, welche kräftig ins Horn bliesen.

Das Hauptkonzert fand vorerst am Morgen des Schmutzigen Donnerstags statt, in den 1950er-Jahren folgte das Eröffnungskonzert am Mittwochabend. Es wurden nun vom Fasching-Club auch Musikinstrumente angeschafft. Dank guten Beziehungen zu einem «Militärmusikinstrumente-Liquidator» konnten die Instrumente zu einem erschwinglichen Preis gekauft werden. Nebst dem Frühkonzert wurde die Katzenmusik vor allem von den Kindern gespielt. Polizist Herger hatte jedoch ein wachsames Auge, damit die Katzenmusik nicht schon vor der Fasnachtszeit begonnen wurde.

In den 1960er-Jahren fand mit dem Eröffnungskonzert am Mittwochabend ein «allgemeines Maskenlaufen» statt. Dabei wurde von Beiz zu Beiz gezogen. Beim Frühkonzert morgens um 4 Uhr habe man dann aber den «Totz» ausgeschlafen. Das Eröffnungskonzert wurde deshalb auf den Dienstagabend verlegt. Die Frauen waren an der Katzenmusik zwar immer zugelassen, die Teilnahme der Weiblichkeit beschränkte sich aber auch schon auf eine Person. 1973 wurde dem Antrag, vor der Generalversammlung mit der Katzenmusik und maskiert durchs Dorf zu laufen, zwar mit grossem Applaus zugestimmt, der Anlass blieb jedoch ein einmaliges Ereignis. In den 1990er-Jahren begann die Katzenmusik Göschenen, wenn sie in die Restaurants einkehrte, den so genannten «Dixie» zu spielen. Ein Teil der Jugend wollte die Fasnacht noch musikalischer. In dem kleinen Bergdorf mit gut 500 Einwohnerinnen und Einwohnern ergaben sich deshalb Probleme, als 1989 die Guggenmusik «Spätzinder» gegründet wurde. Die Jugend erlernte ein Instrument im Musikverein, als sie es beherrschte, wechselte sie jedoch in die Guggenmusik. So fehlte der Katzenmusik plötzlich der Mittelstand, und die Katzenmusik konnte an ihren Konzerten nur mehr auf zwei, drei Bläser zählen. Diese disharmonischen Wellen hatten sich jedoch alsbald wieder geglättet.

Katzenmusik in der Göscheneralp



Katzenmusik wurde auch in der Göscheneralp gespielt. Diese wurde jeweils von Fasnächtlern aus Göschenen verstärkt. Während der Bauzeit des Stausees (1956 – 1960) wurde die Tradition aufrechterhalten und ein Lastwagen fuhr voll von Musikanten in die Göscheneralp, wo der Katzenmusikmarsch in der Kantine aufgeführt wurde.

Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 128 f. Fotos Archiv Fasching-Club Göschenen; Christof Hirtler, Altdorf.

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Würdigung: Der Katzenmusik in Altdorf spricht man schon lange nach, dass sie zu langsam gespielt wird. Die Katzenmusik wird dadurch dem Marschschritt nicht mehr gerecht. Dieser verlangt, dass die Teile auf den ersten Schlag eines Taktes enden, der zweite Schlag (Schritt) stumm ist und der nächste Teil wieder auf den nächsten Schritt beginnt, mit Ausnahme des zweiten, der von einem Achtel-Auftakt eingeleitet wird. Die Trommler getrauen sich nicht mehr, ihren ersten Schlag des Teils auf den Schritt zu bringen. Die Bläser sehen sich dadurch gezwungen, den ersten Ton ellenlang auszuhalten..

Notenschrift und Würdigung: Hanspeter Arnet, Altdorf, für das Buchprojekt «Fasnächtliches Uri» (1997-2004).

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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 25.01.2024