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Themen des Eisenbahnwesens in Uri im Detail

Konkurrenz für die Eisenbahn



Die Eisenbahn, welche vor einigen Jahrzehnten im Urnerland Fuhr- und Kutschergewerbe empfindlich geschwächt hatte, wurde nun durch den Automobilverkehr selbst arg konkurrenziert. Die Krise hatte auch hier mit dem Ersten Weltkrieg eingesetzt. Aber auch anfangs der 1920er-Jahre betrug der Rückschlag der Bundesbahnen immer noch mehrere Millionen Franken. Begründet wurde das Defizit offiziell mit dem hohen Kohlepreis und mit dem zunehmenden Personalbestand. In den Urner Zeitungskommentaren wurde jedoch der zunehmende Automobilverkehr für die Misere der Bundesbahnen aufgeführt.

Während gesamtschweizerisch die Eisenbahn in den 1920er-Jahren bei den Gütertransporten einen leichten und bei der Personenbeförderung einen starken Anstieg verzeichnen konnte, schienen im Urnerland die entsprechenden Zahlen zurückzugehen. Das Urner Volk und sein Tourismus nahmen bezüglich der Bahnbenützung eine Sonderstellung ein.

Im Kanton Uri gab es in den 1920er-Jahren noch keine 100 Automobile. Die einheimischen "Automobil-Umsteiger" waren somit in der Konkurrenzfrage noch nicht entscheidend. Trotzdem, mit einem Autokauf war für den frischgebackenen Automobilisten in der Regel das Bahnfahren vorbei. Wer ein Automobil besass, der wollte es auch benutzen und bedurfte nicht mehr der Bahn.
Entscheidend für die Entwicklung in Uri war, dass der Touristenverkehr in den Nachkriegsjahren stark abnahm. Wer noch ins Urnerland reiste, war grösstenteils auf das Automobil umgestiegen, und mit dem Automobil änderten sich auch die Reiseziele. Im Personenverkehr waren die "Alpin-Car" der Post und die privaten Gesellschaftsfahrten eine grosse Konkurrenz für die Eisenbahn. Jedoch wurden die Schweizerischen Bundesbahnen von dieser neuen Verkehrsentwicklung im Urnerland nur indirekt betroffen. Die einzige Verkehrslinie, auf der die Strasse eine direkte Konkurrenz zur Bahnlinie der SBB darstellte, war der Gotthard. Doch war dieser, als schneller Durchgangspass zum Süden, bei der Post der am wenigsten frequentierte. Zudem wies hier die Eisenbahn mit dem Weg durch den Berg in der schnelllebigen Zeit einen grossen Vorteil auf. Die Gesellschaftsautos traten jedoch dort als Konkurrent auf, wo die Passfahrt von den Naturschönheiten lebte und die Bahn eine unattraktivere Route wählte wie zum Beispiel an der Furka. Bahnprojekte, welche vor einigen Jahren noch euphorisch begrüsst worden waren, erwuchs plötzlich Kritik.

Vor allem durch die aufkommenden Rundreisen, durch Reisegesellschaften organisiert, gingen den Privatbahnen anscheinend viele Touristen verloren. Die Furkabahn geriet in eine finanzielle Krise, und ihre Fertigstellung wurde in Frage gestellt. Die Bahn sollte vor allem dem Lokalverkehr günstigere Verbindungen bringen.

Der Eisenbahn erwuchs im Güternahverkehr einheimische Konkurrenz. Der Transport mit dem Motorlastwagen sollte sich auf kurzen Strecken vor allem als wirtschaftlicher erweisen. Nach Ansicht der Urner Regierung hatten die teuren Bahnpreise insbesondere im Güterverkehr das starke Anwachsen der Motorfahrzeuge im Kanton verursacht. Andere Argumente führten die Zunahme der Lastautos auf ihre Anpassungsfähigkeit an die örtlichen Verhältnisse und auf ihre Schnelligkeit zurück. Zur Herstellung der Gleichheit der Preise im Güterverkehr hätten die SBB auf Ansätze heruntergehen müssen, welche weit unter ihren Selbstkosten lagen. Die Bundesbahn schien Gefahr zu laufen, zum "nutzlosen Millionenopfer" zu werden. Durch Vermeidung von Umladung und Zeitverlust besass das Lastautomobil einen so hohen Anreiz, dass es den Verkehr von Gütern auf nahe Entfernungen gleichsam magnetisch an sich zog.

Die Eisenbahn bot vor allem entlang der Gotthardlinie manchem Urner einen Arbeitsplatz. Das Schicksal der Eisenbahn war hier auch mit dem Schrecken der Arbeitslosigkeit verbunden. Die Konkurrenz, welche das Automobil der SBB brachte, konnte den Eisenbahnbeamten durchaus nicht gleichgültig sein.

Die Bundes- und Privatbahnen reagierten auf die Konkurrenz einmal mit Fahrvergünstigungen. Gelegentliche Verspätungen riefen bei fehlenden Doppelspuren nach einem Ausbau, insbesondere auf der Strecke Brunnen-Flüelen. Neue günstigere Streckenabonnemente sollten ein Entgegenkommen an den Handwerker- und Arbeiterstand sowie an Kleingewerbetreibende bedeuten.

Mit dem Eisenbahnbau und seinem Betrieb hatte sich als Randerscheinung auch das politische Klima in Uri verändert; im Urnerland wurde eine sozialdemokratische Partei gegründet. Ihre Hochburg war das Eisenbahnerdorf Erstfeld. In der Diskussion um das Verhältnis Automobil/Eisenbahn ging es somit nicht immer nur um Sachfragen, sondern bürgerliche Parteianhänger sahen in der Diskussion um Eisenbahnfragen oft nur das rote Tuch des Sozialismus.

Ende der 1920er-Jahre konnte die Bahn dann ein Ansteigen der Frequenzen auch im Urnerland verzeichnen. Nun wurde wieder über mangelnde Sitzgelegenheiten geklagt.

Literatur: Gisler-Jauch Rolf, Uri und das Automobil – des Teufels späte Rache, S. 150 ff.

 
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 03.03.2021