URI UND SEIN VERKEHR

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Themen des Automobilwesens in Uri im Detail

Uri wird zum Durchgangsland




In den 1930er-Jahren herrschte ein reger Verkehr auf der Gotthardroute. Die nahe Vergangenheit hatte gezeigt, dass der ständig zunehmende Automobilverkehr nicht in jedem Fall einen Aufschwung der Urner Volkswirtschaft bedeutete. Die einst ruhigen Dörfer an der Durchgangsstrasse wurden vom Verkehr immer härter getroffen. Ihre Attraktionen, Schönheit der Landschaft und Ruhe, wurden vom Automobil stark gemindert. Ein besonderes Klagelied konnten dabei die Wirte in Sisikon singen, wo die Axenstrasse direkt durch das Dorf führte. Die weltberühmte Panoramastrasse vergangener Zeiten war endgültig zur Durchgangsstrasse nach ferneren Reisezielen erniedrigt worden.
Auch wenn der Verkehr im Urnerland ständig zunahm, befand sich das Hotelgewerbe weiterhin in der Krise. Die Besucherfrequenzen waren für die Hotellerie unbefriedigend. Primärer Grund für diesen scheinbaren Widerspruch zwischen grossem Verkehr und ungenügender Auslastung war Uris Stellung als Durchgangsland. Weiter hatte sich der Begriff von Ferien und Freizeit geändert. Ferien bedeuteten für die Zeitgenossen nicht mehr nur Erholung im Ruhefeld der Natur, sondern man wollte in der Freizeit Vergnügen und Amusement. Da konnte das Urnerland nicht mehr mithalten.
Weiter war der Automobilist in den 1930er-Jahren nicht mehr nur der Tourist mit prallem Geldbeutel von anno dazumal. Manchen zwang der Autokauf zu Ersparnissen auf anderen Gebieten. Das Automobil entschädigte seinen Besitzer, indem es ihm das Reisen ermöglichte, ohne auf das Hotel und Gastgewerbe angewiesen zu sein. Im Automobil konnten Ess und Trinkwaren bequem mitgeführt werden, und es bot sogar Platz, das Innere als Schlafraum zu nutzen. Das Urnerland musste dabei nur genügend Abstellplätze bieten. Das Pick-Nick war nicht mehr nur Modeerscheinung, indem die Städter nach bequemer Fahrt in der Natur Mittagsrast hielten, sondern wurde auch für viele Autotouristen zur finanziellen Notwendigkeit. Die Urner Hotelindustrie musste einsehen, dass der Autotourist längst nicht mehr der zahlungskräftigste Gast war. Zudem waren die politischen Ereignisse in Europa dem Tourismus nicht förderlich. In Deutschland wurden Massnahmen ergriffen, um nicht zuviele Devisen durch die Touristen ins Ausland fliessen zu lassen. Die Devisenbeschränkungen zwangen die deutschen Gesellschaftswagen, mit Nachtfahrten weiter entfernte Ziele zu erreichen. Die Verpflegung sollte durch Konserven und andere mitgenommenen Lebensmittel sichergestellt werden. Der geringe Betrag wurde zur Übernachtung in billigen Unterkunftshäusern verwendet. In diesen Jahren musste also im Urner Hotelgewerbe endgültig die Einsicht gewonnen werden, dass das Automobil die grossen Hoffnungen nicht erfüllt hatte. Das Automobil hatte sich in drei Jahrzehnten aber so etabliert, dass es für Uri schon längst kein Zurück mehr gab. Im Land am Gotthard musste man nun lernen, mit dem Durchgangsverkehr schlecht und recht zu leben. Der Gehörnte, welcher _ in der Sage mit dem Bau der Schöllenenbrücke _ am Verkehrsweg nach dem Süden massgebend beteiligt gewesen war, schien an Uri Rache zu nehmen und stiess das Land in einen Teufelskreis.
Die hereingebrochene Weltwirtschaftskrise bewirkte zusätzlich einen starken Rückgang der Touristenzahlen. Aus diesem Teufelskreis sah man angesichts der erneuten Krise scheinbar nurmehr einen Ausweg, nämlich _ allen negativen Erfahrungen zum Trotz _ weiter für vermehrten Verkehr zu sorgen.
Die Axenstrasse hatte ein Trottoir erhalten, und an einer grossen Felswand begrüsste ein mächtiger Uristier des Kunstmalers Heinrich Danioth die Gäste des Urnerlandes. Einige hofften immer noch, dass die Axenstrasse ihre einstige Attraktivität zurückgewinnen würde. Die Hektik des Automobilverkehrs sorgte dafür, dass die stillen, unerschlossenen Berggebiete zum Zufluchtsort für Erholungssuchende wurden. Doch gab es solche "Schonreviere" im Urnerland nurmehr in den kleinen Seitentälern; und diese wollten auch bald mit einer Strasse erschlossen werden. Selbst in Dörfern, welche bisher vor dem grossen Automobilverkehr verschont geblieben waren, strebten Verkehrs und Hoteliervereine nach vermehrtem Automobilverkehr.
Die technische Entwicklung der Automobile brachte auch immer breitere Gesellschaftswagen auf die Strasse. Uri schien also bald wieder gezwungen, zur Unterstützung des Gewerbes eine weitere gesetzliche Schranke zur Beschränkung des Verkehrs fallenzulassen. Doch der Regierungsrat stimmte aus Sicherheitsgründen angesichts der teils nur 5 Meter breiten Strassen dem Ansinnen der Gewerbekreise vorerst noch nicht zu. Auch verdüsterten sich die Ereignisse um die Schweiz immer mehr, und die Zeit sollte leider wiederkehren, wo der Krieg jeden Gedanken ans Reisen verunmöglichen würde. So erhielt das Tourismusjahr 1939 in der Urner Presse das Prädikat "miserabel". Vielen war eine Auslandreise aus finanziellen Gründen unmöglich geworden. Die ausländischen Gesellschaftswagen, welche noch Touristen in die Schweiz und ins Urnerland bringen sollten, wurden in ihren Ländern als Zeichen des nahenden Krieges requiriert.

Literatur: Gisler-Jauch Rolf, Uri und das Automobil – des Teufels späte Rache, S. 230 ff.

EREIGNISSE ZUM THEMA

1933  / Freitag, 24. März 1933
Hotelier kontra Gemeinde
Nachdem die Einwohnergemeindeversammlung von Seelisberg gegen dien Beschluss des Landrates, die Seelisbergerstrasse für den Verkehr von schweren Automobilen zu öffnen, wegen der befürchteten Konkurrenz zur Treib-Seelisberg-Bahn Einsprache erhoben hat, gelangt der Hotelierverein von Seelisberg ebenfalls mit einem Schreiben an den Landrat. Die Gewerbekreise wollen in Seelisberg kein Schonreservat und fordern die Aufrechterhaltung des Beschlusses, damit der Fremdenverkehr im Dorfe aufleben und bei einem grossen Reisepublikum, welches nur im Auto reist, bekannt würde. Weiter wird argumentiert, dass sich die Transportkosten und damit der Wareneinkauf für alle Gewerbetreibenden von Seelisberg verbilligen würden.
Quellen / Literatur: Schreiben Hotelier-Verein Seelisberg an den h. Landrat des Kantons Uri vom 24. März 1933" (StA UR R-720-19/1000); Gisler-Jauch Rolf, Uri und das Automobil – des Teufels späte Rache, S. 233.
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 03.03.2021