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Themen des Automobilwesens in Uri im Detail

Die ersten Urner Automobilisten


Der Erstfelder SBB-Maschinenschlosser Emil Grob (am Steuer des Automobils) war in der Frühzeit des Automobilismus im Kanton Uri eine wichtige Adresse, einerseits als Automobilexperte, andererseits als Chauffeur einiger Urner Hotels (StAUR Slg Bildddokumente).

Anfangs des 20. Jahrhunderts lieferten sich die zwei politischen Parteien in den beiden Urner Zeitungen, der liberalen "Gotthard-Post" und im Sprachrohr der Konservativen, dem "Urner Wochenblatt", einen Schlagabtausch über die politischen und wirtschaftlichen Tagesfragen. In dieser Zeitungsschlacht wurde die politische Argumentation oftmals durch die gegenseitige Austeilung von persönlichen Gehässigkeiten überschattet. So wurde 1904 denn auch die Anschaffung des ersten Automobils im Kanton durch einen Parteigänger der Konservativen gleich parteipolitisch ausgeschlachtet.br /> Der Typ des damaligen Urner Automobilisten war nicht der des "jungen Springinsfeld". Wegen der finanziell hohen Anschaffungskosten für ein Automobil waren es hierzulande vielmehr ältere, wohlhabende Herren, welche dem Sport des Autofahrens zuerst huldigten. Der Ingenieur Ernst Siegwart war bereits 70jährig, als er sich im August 1904 ein Oldsmobile anschaffte. Die Automobilfabrik Orion in Zürich bestätigte in einem einfachen Papier, dass Herr Siegwart von einem ihrer Chauffeure angelernt wurde und nun des Automobilfahrens kundig sei.
Die Fahrschule und die Begutachtung der Fahrtüchtigkeit geschahen also gleich beim Automobilhersteller. Die Justiz- und Polizeidirektion des Kantons Uri bescheinigte sodann anhand dieses Attests auf einfachem Briefpapier, dass das Automobil "fachmännisch untersucht und dessen Konstruktion für gut befunden worden ist." Im weiteren wurde bezeugt, "dass Hr. Ingenieur Siegwart die Fähigkeit besitzt, sein Automobil ohne Gefahr für die öffentliche Sicherheit zu führen." In einem Notizbuch hatte Ingenieur Siegwart während zehn Jahren bis fünf Tage vor seinem Tod im 79. Altersjahr seine Fahrten mit Datum, Ort, Kilometerzahl und besonderen Vorkommnissen (Schmierung, Benzinkauf, Ersatzteile und so weiter) aufgeschrieben. In diesen zehn Jahren legte er mit seinem Oldsmobile 2'750 Kilometer zurück _ Fahrten vor allem innerhalb der Kantonsgrenzen; die längste Reise nach Aarau.
Als der pensionierte Zugführer der Gotthardbahn Jost Sigrist von Flüelen im Herbst 1907 ein Automobil der Marke Clement-Bayard kaufte, schickte die Verkaufsfirma auch gleich den Fahrlehrer. Die Fahrschule dauerte in diesem Falle vier Tage. Als Fahrprüfung genügte eine 4 Kilometer lange Fahrt zur Tellsplatte mit dem Polizeichef als Experten. Als Ausweis diente weiterhin das Kutscherbuch; auf dem Vorblatt stand lediglich geschrieben: "Ist berechtigt zum Führen von einem Automobil".

Quellen / Literatur: UW 32, Erstes Blatt, 6.8.1904; GP 33, Erstes Blatt, 13.8.1904; UW 34, Erstes Blatt, 20. August 1904; Gisler-Jauch Rolf, Uri und das Automobil – des Teufels späte Rache, S. 37 ff.

EREIGNISSE ZUM THEMA

1901  / Dienstag, 22. Januar 1901
Noch kein Automobil in Uri
Der Schweizerische Bundesrat wendet sich mit einem Kreisschreiben an die Kantonsregierungen, um eine Statistik betreffend Strassenlokomotiven und Motorwagen aufzunehmen. Der Fragebogen ist von der Urner Standeskanzlei mit "keine" schnell und einfach beantwortet.
Quellen / Literatur: StAUR R-720-16/101; Gisler-Jauch Rolf, Uri und das Automobil - des Teufels späte Rache, S. 21.
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1912  / Samstag, 21. Dezember 1912
Uri hat auch Automobile
Als in den Schweizer Zeitungen eine Statistik veröffentlicht wird, welche besagt, dass es in den Kantonen Uri und Graubünden noch keine Automobile habe, will man hierzulande diese "Rückständigkeit" gegenüber der restlichen Schweiz nicht auf sich beruhen lassen. Im "Urner Wochenblatt" kann man erfahren, wieviele Automobile sich nun tatsächlich im Kanton befinden: "He, ihr Herren, ihr habt schlecht gezählt. Wir haben auch solche Schnauferl im Land und zwar schon lange. - Das älteste Exemplar, in Altdorf sein Unwesen treibend, ist zwar wieder verschwunden, nachdem es durch seine Störrigkeit den allerstörrigsten Maulesel in Schatten gestellt und einmal sogar die Sitzflächen seines Besitzers und eines anderen Hundertkilomannes angebräuselt hatte. Ob es pensioniert ist, oder ob es Schmied Gehrig als Alteisen verkauft worden ist, ist uns unbekannt. Altdorf weist aber doch noch ein Auto auf, und zwar ein braves, das ein gemütliches Leben führt und fast gar verwöhnt ist. Flüelen hat auch eines und zwar ein sehr hoffärtiges, das sich zumeist in der Nähe von Hotels aufhält; eine Fahrt mit ihm ist der Wunsch eines jeden Urners zwischen Sisikon und Erstfeld. - Dann hat Erstfeld ihrer zwei. Eines ist ein Aristokrat, das andere ein Plebejer, der nicht nur den Herren spielen kann, sondern, im Werchtiggwand, auch schaffen muss. Es hat einen Vorgänger ersetzt, der im ganzen Land seiner Bockigkeit und Tücken wegen bekannt war. Dem kam es nicht darauf an, eine Sonntagsgesellschaft mitten auf der Landstrasse und am liebsten weit von jeder Wirtschaft hocken zu lassen, die Beine zu versperren und keinen Wank mehr zu tun. Alles Flattieren half dann nichts, es stiess nur höhnisches Gebelle aus, bloss wenn der Chauffeur noch mehr zu lärmen vermochte als es, dann setzte es sich manchmal in Gang, oft genug aber hielt es mit einem Vierfüsslervorgespann einen feierlichen Einzug in Erstfeld. Heute beglückt es anderswo einen neuen Herrn mit seinen erstaunlichen Fähigkeiten. - Die Statistik muss also revidiert werden; wir hatten und haben auch Autos in Uri und de nu weligi!"
Quellen / Literatur: UW, No. 51, Viertes Blatt, 21. Dezember 1912; Gisler-Jauch Rolf, Uri und das Automobil – des Teufels späte Rache, S. 44.
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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 03.03.2021