FASNÄCHTLICHES URI

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Ürner Chatzämüüsigmarsch

URAUFFÜHRUNG DES URNER FASCHINGMARSCHES




Im Jahre 1905 schaffte die Bourbaki-Sonnerie auf der Bühne des Tellspielhauses den endgültigen Durchbruch. Am 26. Februar führte die Harmonie Altdorf – wie alle Jahre – ein Konzert und eine theatralische Aufführung im Theatersaal auf. Dabei kam es zur Aufführung des Urner Faschings-Marsches von Wilhelm Kesselbach (1868 – 1919). Das Stück stiess auf grosses Echo und wurde als Knalleffekt bezeichnet, der unter stürmischen Beifalls- und Bis-Rufen wiederholt werden musste. Eine zweite Aufführung fand am 12. März statt. Die Katzenmusik brachte in den folgenden Jahren Wilhelm Kesselbach für seine musikalische Meisterleistung immer ein Ständchen in seinem Garten seines Hauses im Winterberg. Als Lohn gab es jeweils Bier.
Literatur: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 72 f.

MUSIKALISCHE WÜRDIGUNG DES URNER KATZENMUSIKMARSCHES



Der Urner Faschings-Marsch von Wilhelm Kesselbach besteht aus 104 Takten. Er ist in der Haupttonart G-Dur notiert. Taktart 2/4. Die zweiteilige Komposition ist in achttaktige Perioden gegliedert. Der Hauptteil (keine musikalische Satzbezeichnung, 48 Takte) ist in dem heutigen aktuellen Urner Katzenmusikmarsch in allen vorkommenden Versionen des Kantons Uri nicht vertreten.
Der zweite Teil «Trio» (C-Dur, 56 Takte) wird teilweise in der Katzenmusik verwendet. Takte 1– 8 (Takt 9 – 16 ist eine Wiederholung) bilden den A-Teil. Takte 17 – 24 bilden den B-Teil. Teil C der Katzenmusik ist im Urner Faschings-Marsch nicht vertreten. Dieser musikalische Teil der Katzenmusik ist interessanterweise fast identisch mit dem zweiten Teil des 16-taktigen Clairon-Signals der Franzosen (Takte 9 – 16).
Das Dreiklangmotiv im Trio des Urner Faschings-Marsches von Wilhelm Kesselbach ist eine freie Improvisation auf das Clairon-Signal der Franzosen. Warum in der Katzenmusik Teil A und B des Trios übernommen und Teil C durch das Clairon- Signal ersetzt wurde, ist im Moment noch nicht geklärt. Spekulativ könnte ein Zusammenhang mit der Dreiklangsthematik und der Naturtonreihe auf den Blechblasinstrumenten bestehen.
Das Arrangement, das am 26. Februar 1905 durch die Harmonie Altdorf zur Aufführung gelangte, dürfte der Grund für die unterschiedliche instrumentale Besetzung der einzelnen drei Teile der aktuellen Katzenmusik sein.
Werner Tschalèr, Bauen; Notenschriften: Hanspeter Arnet, Altdorf, in: GIsler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 72.

DIE VARIANTEN DES URNER KATZENMUSIKMARSCHES

Altdorf


Würdigung: Der Katzenmusik in Altdorf spricht man schon lange nach, dass sie zu langsam gespielt wird. Die Katzenmusik wird dadurch dem Marschschritt nicht mehr gerecht. Dieser verlangt, dass die Teile auf den ersten Schlag eines Taktes enden, der zweite Schlag (Schritt) stumm ist und der nächste Teil wieder auf den nächsten Schritt beginnt, mit Ausnahme des zweiten, der von einem Achtel-Auftakt eingeleitet wird. Die Trommler getrauen sich nicht mehr, ihren ersten Schlag des Teils auf den Schritt zu bringen. Die Bläser sehen sich dadurch gezwungen, den ersten Ton ellenlang auszuhalten..

Notenschrift und Würdigung: Hanspeter Arnet, Altdorf, für das Buchprojekt «Fasnächtliches Uri» (1997-2004).


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Amsteg

Nach Meinung der «Stääger» spiele man den Katzenmusikmarsch «ä Zaggä schneller» als in Altdorf, in Silenen noch einmal «ä Zaggä schneller» und den Erstfeldern könne man gar nicht mehr folgen! Von der Melodie unterscheidet sich der Marsch kaum von denjenigen der Talgemeinden. Im zweiten Teil spielt man bei der ersten Triole jeweils eine Achtelanstelle der zwei Sechzehntelnoten. Die Bläser spielen Naturtöne.
In Amsteg wird in Marschpausen der Spruch «Üs botä jojojo, Feegäli gsottä üsä cho!» gerufen.  


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Andermatt

Im ganzen Urserental werden die einzelnen Teile wiederholt, wie das bei den Ordonnanzmärschen für Tambouren der Fall ist. Zudem spielt man die Melodie mit gedrücktem ersten Ventil auf den Trompeten. Der Dirigent sagt die einzelnen Teile in den kurzen Zwischenpausen an: «Und erschtä» – «und zweitä» – «und letschtä!»

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Attinghausen

Der Katzenmusikmarsch wird traditionell und punktiert gespielt: 1. Teil Trompeten; 2. Teil Posaunen; 3. Teil Trompeten. Bezüglich des Rhythmus hält man in Attinghausen viel; der Dirigent weist diejenigen zurecht, welche nicht im Takt sind.

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Bauen

In Bauen kommt die Katzenmusik wie im Talboden daher. Ganz ausgeprägt ist die Punktierung der Trompeten.

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Bristen

Die Bristner Katzenmusik spielt sehr zügig. Die Melodie unterscheidet sich nicht vom Marsch der Talgemeinden. Im zweiten Teil spielt man bei der ersten Triole jeweils eine Achtel- anstelle der zwei Sechzehntelnoten. Die Trompeter in Bristen halten das erste Ventil gedrückt.

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Bürglen

Der Katzenmusikmarsch wird im ganzen Schächental praktisch gleich gespielt. Der Einsatz ist wie üblich: Bläser, Trommler, Pauken.

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Erstfeld

Jeder Teil wird zweimal wiederholt, was sonst nur noch in Ursern geschieht. Ganz speziell sind die Triolen-Auftakte im zweiten Teil, die allerdings bei der Wiederholung nicht mehr gespielt werden. Dazu kommen Variationen und Akkorde am Schluss der Teile. Der Katzenmusikmarsch wird im F gespielt.

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Flüelen

Die Flüeler Katzenmusik ist die speziellste im unteren Kantonsteil. Sowohl die Melodie als auch die Schläge der Trommler unterscheiden sich deutlich von denjenigen in den umliegenden Gemeinden. Die Bläser beginnen alleine, spielen den ersten Teil. Dann setzen die Trommeln ein, und ab dem dritten Teil spielen alle zusammen. Die Bläser wechseln sich nicht ab. Die drei Teile werden immer von allen zusammen gespielt. Dann wird eine Pause gemacht, und die Trommeln und Pauken spielen die nächsten drei oder mehrere Teile allein.

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Göschenen

Die «Geschner Chatzämüüsig» spielt den Marsch schneller als anderswo. In Göschenen wird heute die gleiche Melodie wie im unteren Reusstal gespielt. Allerdings werden die Auftakte gezogen und Akkorde auf dem Schlusston sind auch nicht verboten.

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Gurtnellen

Die Gurtneller Katzenmusik unterscheidet sich von jener im Talboden nur sehr wenig. Der grösste Unterschied zeigt sich im dritten Takt des dritten Teils. Zudem werden die letzten Töne der Teile oft auch in Akkorden gespielt. Erhalten hat sich im Zusammenhang mit Gurtnellen auch ein Spruch aus vergangenen Zeiten, als erstens noch ein anderes Instrumentarium gespielt wurde und zweitens die Gurtneller noch bekannt dafür waren, dass sie «chärben». «Zerscht diä chlyynä Heeräli, dè diä grossä Heeräli, dè diä chlinä Tschädäribixä, dè diä grossä Tschädäribixä: Gurtnäller Chatzämüüsig, vorwärts marsch!» (das «R» wird dabei natürlich wunderbar «gchärbet»).

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Hospental

Die Teile werden wiederholt. Zudem spielt man die Melodie auf den Trompeten mit gedrücktem ersten Ventil. Die Hospentaler haben eine speziell melodiöse Katzenmusik. Variationen und Auftakte gehören dazu wie das Aushalten von Akkorden auf dem Schlusston. Die Posaunen ersetzen die Triolen im zweiten Teil durch Viertel- und/oder Achtelnoten.

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Isenthal

Die Katzenmusik tönt nicht anders als im Talboden. Die Teile werden in einem sehr gemächlichen Tempo begonnen, ab der Hälfte gehen sie in ein Accelerando über und werden zum Schluss immer schneller.

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Meien

Musikalische Würdigung: Die Katzenmusik im Meiental unterscheidet sich nur wenig vom Marsch, wie er in Wassen gespielt wird. Man spielt auch mit dem gedrückten ersten Ventil. In einer speziellen Aufstellung marschieren voraus die Trommler, dann folgen die Bläser und Pauken. Alle Instrumente beginnen miteinander.

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Realp

Im ganzen Urserental werden die einzelnen Teile wiederholt, wie das bei den Ordonnanzmärschen für Tambouren auch der Fall ist. Zudem spielt man die Melodie auf den Trompeten mit gedrücktem ersten Ventil. Die Realper haben eine speziell melodiöse Katzenmusik. Variationen und Auftakte gehören dazu wie das Aushalten von Akkorden auf dem Schlusston.

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Schattdorf

Der Schattdorfer Katzenmusikmarsch hat sich in den letzten Jahrzehnten wenig verändert. Speziell ist der Anfang. Die erste Hälfte des ersten Teils spielen die Bläser allein, in der zweiten Hälfte setzen Trommeln und Pauken ein.

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Seelisberg



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Silenen

Die Silener Katzenmusik ist wohl eine der zügigsten des Kantons und wird dem Namen Marsch noch gerecht. Die Melodie unterscheidet sich nicht von den anderen der Talgemeinden. Im zweiten Teil spielt man bei der ersten Triole jeweils eine Achtel- anstelle der zwei Sechzehntelnoten. Man spielt Naturtöne und kennt auch eine spezielle Reihenfolge: Trommeln, Bläser, Pauken.

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Sisikon

In Sisikon spielt man den Katzenmusikmarsch nicht wie in der Nachbargemeinde Flüelen, sondern wie in den meisten Talgemeinden.

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Spiringen

In den drei Gemeinden des Schächentals wird der Katzenmusikmarsch praktisch gleich gespielt. In Spiringen setzen die Pauken jedoch schon beim zweiten Teil ein.

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Unterschächen

Im Schächental wird der Katzenmusikmarsch praktisch gleich gespielt. In Unterschächen setzen die Pauken schon im zweiten Teil ein und im zweitletzten Takt des ersten und dritten Teils wird die Melodie wie der Rhythmus der Trommler ausgespielt.

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Wassen

Wie in jeder Urner Gemeinde ist man auch in Wassen davon überzeugt, dass man den Katzenmusikmarsch einzig richtig spielt. Im Unterschied zu anderen Katzenmusiken beginnt man den Marsch nicht auf dem C, sondern auf dem B; man spielt mit gedrücktem ersten Ventil. Es wird versucht, das Tempo auf 60 Schlägen pro Minute zu halten.

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Die Noten und deren Niederschrift sowie die musikalische Würdigung wurden von Hanspeter Arnet, Altdorf, für das Buchprojekt «Fasnächtliches Uri» in den Jahren 1997 - 2004 aufgenommen.

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Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 05.01.2018