FASNÄCHTLICHES URI

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Die Geschichte der Urner Narrenblätter

 

Im mittleren und oberen Reusstal waren Narrenblätter schon früh ein Thema. Mit den Gründungen der Fasnachtsorganisationen wurden die närrischen Schriften in den 1950er-Jahren zum Teil – wenn auch manchmal nur zur kurzen – Tradition.
Text:

Altdorf  

Die Nächstenliebe Altdorf gibt alljährlich das Altdorfer Narrenblatt heraus. Dies wird am Eintrommeln am Mittwochabend verkauft und ist auch in Altdorfer Geschäften erhältlich.

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Amsteg  



1946 wurde in Amsteg bereits das Narrenblatt «Stäger Giftspritze» herausgegeben. Mit der Gründung der Katzenmusikgesellschaft wurde die Herausgabe dieses Narrenblattes übernommen. Zum Teil hatte es «ds räässi Sachä dinnä», die Katzenmusikgesellschaft drohte fast auseinander zu fallen. Narrenblätter erschienen nurmehr vereinzelt wie 1955 «ds Schpiegelrohr». 1992 erschien auf Initiative einiger Mitglieder der Guggenmusik Bäusyräller eine Neuauflage des Narrenblatts Amsteg unter dem Titel «Stägerfäger». Ein Komitee, bestehend aus Mitgliedern der Guggenmusik und der Katzenmusikgesellschaft, verfasst seither alljährlich das Narrenblatt.
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 276.


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Andermatt  

In Andermatt gab 1928 die neu gegründete Faschings-Zunft das Narrenblatt «Der Chlooserli» (scharfer Ostwind) heraus. Der Fasnachts-Satire in Ursern war jedoch kein langes Leben beschieden, denn an der folgenden Fasnacht erschien ein zweites Narrenblatt mit dem Namen «Finkel» im Dorf, das seine Giftpfeile anonym gegen die Organisatoren der Fasnacht abschoss. Der Vorstand war derart getroffen, dass das Ende der Gesellschaft besiegelt war und in Andermatt über zwei Jahrzehnte lang keine organisierte Fasnacht mehr bestand. 1954 erschien dann wieder ein Narrenblatt mit dem Namen «Der Twär» mit folgenden Worten: «Nach Jahren komm ich wieder / bin wieder zwäg und närrisch froh / von der Furka steig ich diesmal nieder / und zwirbele auf das giftig Stroh.» Der Westwind blies vereinzelt, jedoch nicht lange durchs Urserntal.
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 277.


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Attinghausen  



Seit den 1990er-Jahren erscheint in Attinghausen das Narrenblatt «Huttläbrattig».


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Bristen  

In Bristen wird das Narrenblatt von zwei aktiven Fasnächtlern herausgegeben. Die beiden tragen am Abend des Gidelmändigs auch eine Schnitzelbank vor.
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 276.


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Bürglen  

Im Schächental wurden Narrenblätter etwas später in Umlauf gesetzt. Seit Anfang der 1960er-Jahre erscheint in Bürglen «ds Ziisäli».
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 277.


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Erstfeld  



1895 erschien in Erstfeld ein Narrenblatt. Der Korrespondent der «Gotthard-Post» zeigte sich über diese Neuerung im Eisenbahnerdorf nicht gerade begeistert: «Ob die Gründung einer ‹Narrenzeitung› unter dem Protektorat einer ‹Klatschbase› für die hiesigen Verhältnisse ein Bedürfnis geworden, möchten wir ernstlich verneinen und sind derlei Produkte kaum dazu angethan, den vielen Hader aus dem ohnehin kranken, gesellschaftlichen Leben zu verdrängen. Die Beleidigten mag die Thatsache trösten, dass dieses Presseerzeugnis ausschliesslich von ‹Narren› geschrieben war.» Auch in den folgenden Jahren wurden in Erstfeld Narrenzeitungen herausgegeben. Mit der Faschingsgesellschaft Erstfeld nahm sich 1925 eine feste Organisation der Redaktion und der Herausgabe eines Narrenblattes an. Der Name «Gib-em» sollte zeigen, dass die tadelswürdigen Mitmenschen nicht mit Samthandschuhen angefasst werden sollten. Das Blatt versprach gewöhnlich einmal jährlich, aber dann gehörig, unter unfreiwilliger Mitarbeit erster Politiker zu erscheinen und sollte für die Ausrottung des «Anstoss-Bazillus» eintreten. Der Faschingsgesellschaft in Erstfeld widerfuhr das gleiche Schicksal wie in Altdorf. 1932 erschien noch ein Narrenblatt mit dem Namen «Schnurrhorn». Der Name «Gib-em» überlebte und nach einem Unterbruch von mehreren Jahren gab 1948 die Katzenmusikgesellschaft erstmals wieder das traditionelle Narrenblatt heraus. 1964 konnte kein Narrenblatt erscheinen, da nur 15 Einsendungen eingegangen waren. Es fehlte aus Sicht der Herausgeber leider an der Mitarbeit der Bevölkerung. Der Tiefpunkt war erreicht. Mit dem «Gib-em» ging es aufwärts, es entwickelte sich eine feste Tradition. Die Zeichnungen stammten von Othmar Steiger. Im Jahre 1999 durfte das Narrenblatt «Gib-em» mit einer Jubiläumsausgabe seinen 50. Geburtstag feiern. Damit die «Gib-em-Kommission» an bissiger Betrachtung der zwischenmenschlichen Beziehungen sowie des politischen oder alltäglichen Geschehens nicht allzu grosse Zurückhaltung üben muss, ist ihre Zusammensetzung grundsätzlich geheim und die redaktionelle Verantwortung übernimmt heute immer noch die Katzenmusikgesellschaft, die auch als Herausgeberin auftritt.
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 275.


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Flüelen  

1880 erschien zudem die erste Nummer des Flüeler Narrenblatts sowie im folgenden Jahr die «Narrenzeitung». Flüelen zählte in der Zeit des Gotthardbahnbaus 1425 Einwohner. Es gab zahlreiche Wirtschaften und Kostgebereien und somit zahlreiche Wirtsleute, die dankbare Sujets für die Narren abgaben. Die Folge war ein Einblick in die nicht immer sauber gereimten, sozialen Verhältnisse des pulsierenden Lebens in Flüelen.
Ende des 19. Jahrhunderts blies zwar der Biswind durch den närrischen Blätterwald, und die Fasnachtsorganisation hatte fast ununterbrochenen Bestand, doch man wagte sich nach einem ersten Versuch 1930 erst Anfang der 1980-Jahre wieder an die Herausgabe von Narrenblättern. Der Dorffrieden schien jedoch alsbald gefährdet und die Versuche waren schnell wieder erstickt. Das Hafenstädtchen ist ein Ort mit einer aktiven Fasnacht, doch anscheinend will man die Satire nicht gedruckt.
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 251 und 278.


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Göschenen  



In Göschenen erschien im Jahre 1886 die Gazzetta di Casinotta (Göschenen) zum Preise von 20 Rappen. Die Sprüche waren von Hand geschrieben, und es gab Zeichnungen zu betrachten, was für diese Zeit selten war. Speziell an der «Gazzetta» war, dass sich die Satire nicht nur auf das Wort beschränkte, sondern auch Zeichnungen enthielt. 1937 erschien ein Narrenblatt für Wassen und Göschenen. Es war die Geburt der erstmaligen «Narrenpresse» Gazetta di Casinotte e di Wassilea von Dr. Gifti und Co., die bestrebt war, alle grösseren Sünden aufzudecken, unterhalb und oberhalb des Teufelsteins. Das Narrenblatt war jedoch wieder verschwunden. Heute erscheint der «Göschner Lälli».
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 277.


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Gurtnellen  

In Gurtnellen wurde seit der Gründung des Fasching-Clubs im Jahre 1951 ziemlich regelmässig ein Narrenblatt herausgegeben. Für Einsendungen wurden in den Gaststätten Briefkästen aufgestellt. Es sollen jedoch immer die gleichen Leute Erwähnung gefunden haben, während andere – zum Teil «Wichtigere» – vergessen wurden. Heute nennt sich das Narrenblatt «Blöck» und erscheint am Morgen des Schmutzigen Donnerstags.
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 277.


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Hospental  

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In Hospental wurde 1947 nach längerem Unterbruch ein Narrenblatt herausgegeben. Von 1984 bis 1987 und ununterbrochen seit 1992 erscheint das Fasnachtsblatt von Hospental. Das Blatt wird von einigen Hospentalerinnen und Hospentalern redigiert. Das Trio geht dann, dem Motto entsprechend verkleidet, von Haus zu Haus, um das Fasnachtsblatt zu verkaufen. Das Titelblatt entspricht dem Motto der Fasnachtsgesellschaft. Zirka alle zwei Jahre geht der Reingewinn an einen wohltätigen Zweck wie zum Beispiel an den Altersnachmittag, die Renovation des Spielgruppenlokals, an den Bau des Dorfspielplatzes oder für den Kinderchor in der Mitternachtsmesse.


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Schattdorf  



«Ds Toggeli» ist ein Plaggeist der Urner Sagenwelt. In Schattdorf wurden die ersten Narrenblätter in den 1920er-Jahren von einer Faschingsgesellschaft herausgegeben. 1924 wurde im Schattdorfer Witzblatt verkündet, dass dem Publikum alle drolligen Vorkommnisse des Jahres in die Ohren geblasen werden. Jede Person, männlich oder weiblich, könne es sich zur Ehre anrechnen, in diesem genannt und wie ein Held der Union, der auch etwas geleistet habe, gefeiert zu werden. Das Narrenblatt wurde von den Personen herausgegeben, die auch die Katzenmusik organisierten. Aus dem Erlös wurden wiederum Instrumente angeschafft. Mit dem Narrenblatt gab es jedoch alsbald Schwierigkeiten, einerseits wegen der Druckkosten, andererseits wegen Reklamationen zu den Artikeln. Man habe sich nicht «verexgüsiärä» können. Auch die Faschingsgesellschaft in Schattdorf überlebte nicht. 1946 wurde ein Fasnachtsblatt von der Katzenmusikgesellschaft herausgegeben, und im Herbst 1964 stellte sich ein Komitee zusammen, das die Herausgabe eines Narrenblatts ins Auge fasste. Die Aktion war aber vorerst einmalig. Auf die Fasnacht 1965 erschien das «Toggeli» am helllichten Tag. Die Herausgabe wurde dann jedoch wieder ein- gestellt. Nach einem Unterbruch von einigen Jahren wurde das «Toggeli» endgültig zur Tradition.
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 276.


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Seedorf  

Seit den 1990er-Jahren erscheint in Seedorf das Narrenblatt «Gitschä-Echo». 2020 wird die Herausgabe ausgesetzt.

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Seelisberg  



Seit 1999 erscheint in Seelisberg alle zwei Jahre «Z’Seelisbärger Narrä-Blatt».


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Spiringen  

In Spiringen erschein seit der Gründung der Fasnachtsgesellschaft 1982 regelmässig das Narrenblatt der «Spirgner Spuck».
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 277.


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Wassen  



1937 erschien ein Narrenblatt für Wassen und Göschenen. Es war die Geburt der erstmaligen «Narrenpresse» Gazetta di Casinotte e di Wassilea von Dr. Gifti und Co., die bestrebt war, alle grösseren Sünden aufzudecken, unterhalb und oberhalb des Teufelsteins. Das Narrenblatt war jedoch wieder verschwunden. Heute erscheint das «Wassner Narrenblatt».
Text: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 277.


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EPISODEN ZU DEN URNER NARRENBLÄTTER

URNER NARRENBLATT-EREIGNISSE

Dienstag, 10. Februar 1880 /
Erstes Narrenblatt in Flüelen
An der Jungen Fasnacht erscheint die Nr. 1 des «Flueler Narrenblatts». Als verantwortlicher Redaktor zeichnet «Dr. Narrissimo». Das Blatt enthält auch ehrverletzende Artikel. So bleibt es denn bei der Erstausgabe.
Flueler Narrenblatt, in: Gisler-Jauch Rolf, Fasnächtliches Uri, S. 251.
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FASNACHTSSATIRE

Satirische Eckpunkte

ALTDORFER NARRENBLATT

Narrenblätter in Altdorf
Narrenblatt der Nächstenliebe

URNER NARRENBLÄTTER

Narrenblätter in Uri

ALTDORFER SCHNITZELBÄNKE

Geschichte der Schnitzelbänke

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Schnitzelbänke in Uri

 

 


 
Texte und Angaben: Quellenverweise und Rolf Gisler-Jauch / Angaben ohne Gewähr / Impressum / Letzte Aktualisierung: 07.02.2020